Gegen den Trend: hochauflösende Musik zum Download

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Das Downloadportal Highresaudio setzt auf High-End Qualität. Der Gründer Lothar Kerestedjian verrät im Interview, wieso er Potenzial in dem Angebot sieht

HighresaudioLothar Kerestedjian ist kein unbeschriebenes Blatt – weder in der Musik-, der Online- noch der HiFi-Branche. Erfahrung mit Web-Portalen hat er als Mitgründer und Marketingleiter des Video-on-Demand-Services Videociety erworben. Highresaudio bietet einzelne Titel und vollständige Alben in einer besseren Qualität als die Audio-CD. Die Musikdateien haben meist eine Abtastrate von 96 Kilohertz und eine Wortbreite von 24 Bit.

techmagazin: Herr Kerestedjian, wie lange dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung des Portals?
Kerestedjian:
Dafür haben wir etwa ein Jahr benötigt. Die Idee kam mir Anfang 2010, am 05. Februar 2011 haben wir das Portal auf den Norddeutschen HiFi-Tagen vorgestellt.

techmagazin: Hochauflösendes Audiomatieral liegt nicht gerade im Trend. Wie kam es zu der Idee?
Kerestedjian:
Ich habe einige Zeit in der Unterhaltungselektronikindustrie gearbeitet, darunter Philips, später dann für Panasonic. Dabei war ich auch an der Entwicklung der DVD-Audio beteiligt …

techmagazin: … die sich nie durchsetzen konnte …
Kerestedjian: … was auch an deren Konkurrenzprodukt SACD lag – Sony und Philips entwickelten die SACD vorwiegend aus strategischen Gründen. Jedenfalls kam mir danach die Idee für ein Musikportal, das hochaufgelöste Musik zum Download anbietet.

techmagazin: Wirtschaftlich erfolgreich ist derzeit beispielsweise das Apple iTunes Store, das komprimierte Musik zum Kauf anbietet. Geht das Konzept von Highresaudio auf?
Kerestedjian: Sicherlich liegt das Angebot nicht im allgemeinen Trend. Wir arbeiten mit verschiedenen Independent-Labels, aber auch mit Majors zusammen. Momentan handelt es sich noch um einen Nischenmarkt, doch ich bin überzeugt, dass sich der in ein bis zwei Jahren ganz enorm entwickeln wird.

techmagazin: Warum?
Kerestedjian: Nach den Studien der Plattenfirmen gibt es diesen Markt überhaupt nicht. Aber gehen Sie einmal in ein HiFi-Geschäft und fragen die Leute dort – die erzählen Ihnen etwas ganz anderes. Der Grund, warum die Labels den Markt bislang nicht erkennen, liegt an den Marktanalysen der Agenturen – und die befragen nur Leute zwischen 20 und 25 Jahren. Wir erstellen selbst alle drei Monate Marktanalysen und kommen zu ganz anderen Ergebnissen.

techmagazin: Wie haben Sie das Portal finanziert und wie zufrieden sind Sie mit der witschaftlichen Entwicklung?
Kerestedjian: Ich habe das Portal komplett aus eigener Tasche finanziert. Zu Beginn habe ich kalkuliert, die Gewinnzone nach zwei Jahren zu erreichen. Derzeit sind die Zahlen besser als vorausgeplant.

techmagazin: Wie groß ist das Angebot von Highresaudio aktuell?
Kerestedjian: Derzeit bieten wir ein Repertoire von 570 Alben. Wir planen, es bis Ende des Jahres auf über 2000 Alben zu erweitern. Ich verhandle darüber gerade mit Warner Bros. und Sony Music.

techmagazin: Welche Genres bietet Highresaudio?
Kerestedjian: Zu etwa 60 Prozent besteht das Angebot aus Klassik und Jazz-Alben, auch Weltmusik und Gitarrenmusik sind darunter. Außerdem sind Rock- und Popalben dabei. Doch wir möchten das Angebot mit Mainstream-Alben und Künstlern erweitern. Beispielsweise bekommen wir per Email viele Anfragen nach Rihanna oder Katie Melua.

techmagazin: Wie überzeugen Sie Plattenfirmen, Ihr Partner zu werden?
Kerestedjian: Mit uns können Labels fünfmal soviel verdienen, wie mit anderen Download-Portalen – wie etwa iTunes.

techmagazin: Wie viele Alben verkaufen Sie?
Kerestedjian: Wir haben aktuell mehrere tausend registrierte Kunden. Etwa vier Prozent davon kaufen jede Woche zwei Alben, der Rest kauft jede Woche etwa ein Album.

techmagazin: Da wäre Ihr derzeitiges Repertoire aber rasch ausgeschöpft.
Kerestedjian: Deshalb müssen wir das Angebot auch unbedingt erweitern.

techmagazin: Woher beziehen Sie die hochaufgelösten Musiktitel?
Kerestedjian: Wir bieten eine Qualitätsgarantie. Es handelt sich bei uns keinesfalls um abgerippte Musik-CDs, die dann in ein höherauflösendes Audioformat umgewandelt werden. Die Plattenfirmen und Tonstudios überspielen WAV-Dateien in einer Auflösung von 96 kHz und 24 Bit über Nacht auf unseren Server. Einige Anbieter nutzen auch das FLAC-Format, in dem wir die Titel dann auf unser Portal stellen. Sonst wandeln wir die WAV-Dateien entsprechend um und fügen Metadaten, wie Künstler- oder Titelinformationen, zu den Dateien hinzu.

techmagazin: Herr Kerestedjian, vielen Dank für das Gespräch.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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2 Kommentare

  1. Pingback: Praxistest: beyerdynamic AK T8iE | techmagazin

  2. H.Weidenbrück, Bad Homburg on

    Ich hatte technische – selbstverursachte – Probleme beim Herunterladen einer Datei. Dieses Problem habe ich per E-Mail geschildert. Habe darauf sehr prompt eine – allerdings unverschämte – Antwort erhalten. Ich kann also diese Firma beimbesten Willen nicht empfehlen.

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