Newspotter: News Gathering – klein, schnell, günstig

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Eutelsat launcht den Dienst Newspotter: Damit sind erstmals TV-Satellitenübertragungen ab 30 Euro die Stunde möglich

London, Korrektur – Satellitenbetreiber wählen gerne Fußballstadien als Rahmen, um neue Dienste und Produkte vorzustellen. Denn via Satellit gelang es 1970 erstmals, die Fußball WM aus Mexiko Live in alle Welt zu übertragen. Für den Start seines neuen News Gathering-Dienstes „Newspotter“ hat Eutelsat das Londoner Wembley Stadion ausgesucht – die Heimat der englischen Fußball-Nationalmannschaft also. Auch das Wetter könnte an diesem 21. März kaum besser sein – es ist ein herrlicher, sonniger Frühlingstag. Ideale Bedingungen also für den französischen Satellitenbetreiber, um seinen „Newspotter“-Service ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.


Mit dem „Newspotter“ möchte Eutelsat das Satellite News Gathering revolutionieren: Während die TV-Liveübertragung via Satellit wegen hoher Kosten bislang ausschließlich großen Fernsehanstalten vorbehalten blieb, sollen sich nun auch kleine Anbieter diese Form der aktuellen Vor-Ort-Berichterstattung leisten können – wie Verlage oder Web-TV-Stationen. Diese können über den „Newspotter“ Dienst Live-Übertragungen in SD- und HD-Qualität mit Kosten ab 30 Euro die Stunde umsetzen.

Möglich macht das der KA-Sat, ein neuer Satellit, den Eutelsat Ende 2010 ins All schoss. Auf der Position 9 Grad Ost sendet und empfängt dieser sogenannte High-Throughput-Satellit in einem höheren Frequenzband als die etablierten Ku-Band-Telekommunikationssatelliten: Das Ka-Band liegt zwischen 26,5 und 40 Gigahertz, darunter erstreckt sich das K-Band von 18 bis 26,5 GHz, darunter das vom Satellitendirektempfang bekannte Ku-Band von 10,7 bis 18 GHz. Während die Transponder der Ku-Satelliten breit auf große Footprints strahlen, senden die 82 Spot-Beams des KA-Sats ihre Signale zielgerichtet an kleinere Ausleuchtzonen mit 250 Kilometer Durchmesser. Durch die verschiedenen Beams ist es möglich, die vier verschiedenen Frequenzen des Satelliten 20 mal zu verwenden, ohne dass sie sich gegenseitig stören. Ein Beam schafft einen Datendurchsatz von 950 Megabit pro Sekunde, der gesamte KA-Satellit bringt es auf einen gewaltigen Durchsatz von 70 Gigabit pro Sekunde.

Bodenstationen, sogenannte Gateways, befördern Daten hoch zum KA-Sat. Aktuell erledigen diesen Job acht Parabolantennen mit einem Durchmesser von neun Metern, die in ganz Europa verteilt und per Glasfaser miteinander verbunden sind.

Seit Mai 2011 bietet Eutelsat den Internetdienst Tooway über den KA-Sat an: Damit erhalten Heimverbraucher in ländlichen Gebieten ohne DSL einen Internetzugang mit bis zu 10 Megabit im Download und bis zu vier Megabit im Upload. Den professionellen News-Gathering-Service hat Eutelsat letztes Jahr mit verschiedenen Partnern getestet. Darunter etwa die britische BBC, RTL, die italienische Rai, Sky und der italienische SNG-Dienstleister M-Three. Im Unterschied zu der Heim-Variante Tooway lassen sich darüber Uploadraten von bis zu 20 Megabit pro Sekunde fest buchen. Die Übertragung erfolgt über KA-Sat stets IP-basiert, daher werden die AV-Daten in der Regel per Netzwerk – über sogenannte PoP-Knoten – in die Funkhäuser geliefert. Abgerechnet wird das übertragene Datenvolumen, doch die Kapazität muss zur gewünschten Zeit vorbestellt werden: So kann Eutelsat die gebuchte Bandbreite in der Zeitspanne garantieren. Je nach dem georderten Jahresvolumen sind Preise ab 15 Euro bis maximal 45 Euro pro Gigabyte möglich.

Teil zwei der Preisrevolution sind die Uplink-Einheiten, die von verschiedenen Herstellern angeboten werden. Erstmals sind tragbare Kofferstationen mit Preisen unter 10.000 Euro zu bekommen. Sie richten sich teils vollautomatisch auf den KA-Satelliten aus – so etwa das Produkt „GC Zero 70 K“ des britischen Herstellers Dawson.

Eutelsat Newspotter M-Three SNGBei der Demonstration im Wembley-Stadion arbeitet Eutelsat mit dem Partner M-Three zusammen, der vor dem Stadion einen SNG-Van mit der Dawson-Antenne aufgestellt hat. Die Baukosten des Vans beziffert Christiano Benzi, Chef der Value Added Services von Eutelsat, auf rund 40.000 Euro. An Bord des Vans finden sich Modem und Router für das „Newspotter“-System, ein Macbook Pro zur Steuerung sowie ein kompakter Audio- und HD-Videomischer samt einigem zusätzlichen Equipment wie Drahtlos-Mikrofonempfänger oder dem Notstromaggregat.

Doch es geht auch wesentlich kleiner und kompakter: Das Newspotter Nutzerterminal wird es auch in einer Flyaway-Version geben, die sich im Rucksack transportieren lässt. Die Terminals wiegen zwischen fünf und zehn Kilogramm. Die 60 bis 75-Zentimeter großen Antennen sollen sich in zwei Minuten aufbauen und automatisch ausrichten  lassen – was sehr sportlich klingt. Die Nutzer buchen ihren Sendeslot Online. Auf der Internetseite des Skylogic-Portals OSS müssen die Anwender dafür die Nummer des Terminals, den Einsatzort, das Zeitfenster sowie die benötige Bitrate eingeben.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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