Sat to IP: Sat-TV per Heimnetzwerk

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Satelliten-Hausverteilungen sind aufwendig. Jeder Receiver muss direkt mit der Sat-Antenne verbunden werden. Wieso nicht einfach das Netzwerk verwenden?

Sat to IP InstallationSat-Antennenanlagen benötigen jede Menge Strippen. Doch mit Sat to IP, einer neuen Technik, geht’s bequemer: Sie verteilt Sat-Programme per Heimnetzwerk im ganzen Haus. Sat to IP soll ein offener, also herstellerübergreifender Standard werden. Der Luxemburger Satellitenbetreiber SES hat die Standardisierung bei der Organisation CENELEC beantragt. Nicht nur TV-Geräte oder Receiver können TV per Sat to IP empfangen – auch Smartphones und Tablet-PCs liefern damit mühelos Live-TV. Die Geräte im Überblick.

Sat-to-IP-Server
Das Herzstück der Sat-to-IP-Technik sind sogenannte Server, die Sat-TV-Programme netzwerktauglich verpacken. Die Server funktionieren wie Satelliten-Empfänger, liefern die Programme aber nicht an ein TV-Gerät, sondern geben sie per Netzwerk aus. Die ersten Server-Modelle sind mit vier Tunern ausgestattet. Sie können daher vier Empfänger mit verschiedenen TV-Programmen beliefern. Dazu müssen die Server-Module selbst über vier Antennenkabel mit einer Sat-Antenne (Quattro- oder Quad-LNB) oder einem Multischalter verbunden werden. Die Server können direkt in eine Sat-Antenne eingebaut sein (IP-LNB). Erste IP-LNBs sollen nächstes Jahr erscheinen.

Die Sat-to-IP-Server leiten die Programmpakete an den Internet-Router im Haus weiter. Dazu müssen sie per Netzwerkkabel (LAN) oder auch via Stromnetz (Powerline) mit dem Router verbunden werden. Powerline ist etwa dann eine Lösung, wenn der Server auf dem Dachboden bei der Antenne steht, der Internet-Router aber im Wohnzimmer. Der Router verteilt die TV-Signale dann an die Abspieler – per Kabel (LAN), drahtlos (WLAN) oder per Strommnetz über Powerline-Adapter. Die Bandbreite des Netzwerks begrenzt die Anzahl der gleichzeitig verfügbaren Programme: Viele Netzwerke erreichen maximal 100 Megabit pro Sekunde. Damit lassen sich bis zu acht HDTV-Sender oder 25 bis 30 SDTV-Programme befördern. Drahtlos-Netzwerke erreichen diese Geschwindigkeit oft nicht, da der Abstand zum Zugangspunkt (Access Point) und Überlagerungen das WLAN bremsen.

Sat-to-IP-Abspieler
Sat to IP nutzt geschickt Heimnetzwerk-Standards wie UPnP AV (Universal Plug and Play) und DLNA (Digital Living Network Alliance). Daher können beinahe sämtliche Netzwerk-Player, die UPnP AV oder DLNA beherrschen, als Sat-to-IP-Abspieler dienen. Auch Internet-fähige Smart TVs können die via Netzwerk übermittelten TV-Programme wiedergeben. Allerdings ohne Digital-TV-Komfort: Denn einfache DLNA-Player greifen auf den Sat-to-IP-Server genauso zu, wie auf die Mediendateien einer Netzwerk-Festplatte. Flottes Zappen per Umschalttaste gelingt so nicht – jedes TV-Programm muss mühsam wie eine Videodatei ausgewählt werden. Zudem können herkömmliche DLNA-Player keine Digital-TV-Zusatzdaten wie den elektronischen Programmführer (EPG) darstellen. Ein Sat-to-IP-Client lohnt sich also – zumindest, solange es für die Fernseher noch keine passenden Apps gibt.

GSS Box
Grundig_GSSbox_kleinDer Server GSS Box ist für rund 200 Euro im Handel. Er ist mit vier Tunern bestückt und kann damit vier Teilnehmer unabhängig voneinander beliefern. Die Box befördert TV-Sender in herkömmlicher (SD) und hochauflösender (HD) Qualität. Zwei USB-Buchsen an der Rückseite der GSS Box dienen zum Anschluss externer Speicher. So lassen sich TV-Sendungen aufzeichnen oder zeitversetzt anschauen – diese Funktionen werden über das Abspielgerät (Client) gesteuert.

Inverto SP-IDL 400
Inverto-IDL400Invertos Server SP-IDL 400 Multibox ist für rund 249 Euro erhältlich. Die Multibox ist wie die GSS Box mit vier Tunern ausgestattet und bietet zwei USB-Buchsen zum Anschluss externer Festplatten. Sie lässt sich somit als digitaler Videorekorder nutzen, wobei Aufnahme und zeitversetztes Fernsehen (Timeshift) auch hier am Player gesteuert werden.

Telestar Digibit R1
Telestar Digitbit R1Der Server Digitbit R1 ähnelt auffallend den Modellen von GSS und Inverto. Er ist für rund 184 Euro zu bekommen und beliefert mit vier Tunern vier Endgeräte unabhängig voneinander. Externe Speicher lassen sich an zwei USB-Buchsen andocken. Damit verwandelt sich der Digitbit R1 in einen digitalen Videorecorder.

Telestar bietet auch einen passenden Abspieler: Der Sat-to-IP-Receiver Digitbit B1 ist für rund 140 Euro erhältlich. Er findet standardmäßig per LAN-Kabel Zugang zum Heimnetzwerk. Gegen Aufpreis ist ein USB-Dongle erhältlich, der eine drahtlose Verbindung per WLAN herstellt. Die Client-Box beliefert TV-Geräte via HDMI mit hochauflösenden Signalen. Ein optischer Audio-Ausgang versorgt AV-Receiver ohne HDMI-Eingang mit digitalem Heimkinoton.

Schwaiger MS 41IP
Die bayerische Sat-TV-Firma Schwaiger möchte ihren Sat-to-IP-Server „MS 41IP“ Ende November in den Handel bringen. Das Modell soll 299 Euro kosten. Der „MS 41IP“ ist mit Aluminium-Druckguss-Gehäuse und Kühlrippen für die Installation auf dem Dachboden bestens vorbereitet. Zudem sollen Installateure per Fernwartung auf den Server zugreifen können. Er ist mit vier Tunern bestückt. Die Bayern bieten zudem eine Client-Box an: Die DSR 41IP soll ebenfalls Ende November erhältlich sein und 149 Euro kosten. Das Modell bietet zwei USB-2.0-Anschlüsse für externe Speicher. Auf dem Client läuft das Google-Betriebssystem Android.

Devolo TV Sat Multituner
devolo_MultitunerDevolo, ein Pionier für den Transport von Satelliten-Fernsehen via Powerline, bringt seinen Sat-to-IP-Server gegen Ende des Jahres auf den Markt. Der dLAN TV Sat Multituner soll mit zwei Tunern ausgestattet sein. Er lässt sich mit einem zweiten Multituner erweitern. Dazu werden zwei Multituner mit einem kurzen Ethernet-Kabel verbunden; eine Stromversorung soll dann für beide Produkte reichen. Dann liefern vier Sat-to-IP-Tuner vier unabhängige Sat-TV-Streams. Der Preis eines TV Sat Multituners steht noch nicht fest. Ein Unternehmenssprecher rechnet mit etwa 200 Euro.

Doch was ist mit den aktuellen dLAN TV Sat-Produkten von devolo, die ja bereits Satellitenfernsehen per Powerline befördern? Sie arbeiten mit einer von devolo entwickelten Technik, entsprechen also nicht dem Sat-to-IP-Standard. Devolo möchte für diese Produkte ein Firmware-Update anbieten. Damit lassen sich diese Receiver umrüsten und arbeiten dann auch mit den Servern anderer Hersteller zusammen.

Verschlüsseltes TV
Der dLAN TV Sat CI-2400+ ist mit einem „CI+“-Modul bestückt, das den Empfang verschlüsselter Sender erlaubt. Das soll auch nach dem Firmware-Update auf Sat to IP funktionieren. Damit würde devolo die erste Pay-TV-taugliche Sat-to-IP-Lösung anbieten. Denn alle übrigen angekündigten Produkte liefern ausschließlich frei empfangbare Programme. Weder die 14 HDTVProgramme von HD Plus noch der Bezahlsender Sky ist dabei – Pech für Fußball-Bundesliga-Fans. Außer der Lösung von devolo, die Empfangsboxen mit CI-Plus auszustatten, ist noch ein anderer Weg im Gespräch: So könnte bereits der Server verschlüsselte Sender mit einem digitalen Rechtemanagement versehen (Digital Rights Management, kurz DRM). Dann könnten etwa auch Smartphones Bezahl-Fernsehen empfangen – wie bereits heute bei Sky Go.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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