20. ITFS: „Wir haben einen Marathon abgeliefert“

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Das 20. Internationale Trickfilmfestival Stuttgart (ITFS) endet am Abend mit der Preisverleihungsgala im Gloria-Kino. Die beiden Geschäftsführer Dittmar Lumpp und Ulrich Wegenast zogen bereits Bilanz

Stuttgart, 28.04.2013 – Das Internationale Trickfilmfestival, das vom 23. bis 28. April stattfand, feierte dieses Jahr sein 20. Jubiläum. Denn 1994 zog das Trickfilmfestival in die alte Reithalle um, nachdem das Filmfest mehrere Jahre an wechselnden Orten ausgerichtet wurde. Die Veranstaltung hat sich seitdem eindrucksvoll entwickelt und zu einem der größten kulturellen Events der Landeshauptstadt gemausert. In den nahe beieinander liegenden Hauptveranstaltungsorten, den Kinos Gloria, Metropol und EM, drängte sich das Publikum. Das zunächst herrliche Sommerwetter lockte zahlreiche weitere Besucher in das Open-Air-Kino auf dem Schlossplatz.

 

ITFS13_ACA_David SilvermanInternationale Stars der Szene unterstrichen die Bedeutung des Festivals: David Silverman, Macher der Simpsons, unterhielt auf dem Animated Com Award und seiner eigenen Abendveranstaltung humorvoll das Publikum. Academy-Awards-Mitglied Ron Diamond präsentierte die diesjährigen Oscar-Nominierungen, wie „Frankenweenie“, „Head over Heels“ oder „Fresh Guacamole“. Der Stopptrick-Film „Head over Heels“ von Timothy Reckart markierte einen Schwerpunkt des Festivals: Stop-Motion-Papst Barry Purves führte durch eine Programmreihe mit Klassikern der Trickproduktionstechnik. Mit „Kellerkind“ und „Oh Sheep“ waren ebenso auch heimische Produktionen von der Filmakademie Baden-Württemberg vertreten.

Das Trickfilmfestival dehnte sich aus und gewann mit dem Mercedes-Benz-Museum und der Wilhelma weitere Veranstaltungsorte hinzu. Im Mercedes-Benz-Museum fand der Animated Com Award statt, der Beiträge aus Werbung und Kommunikation kürte, aber auch der Wettbewerb Tricks for Kids. Ein kostenloser Shuttle-Bus beförderte die Besucher von der Innenstadt zum Museum. In der Wilhelma konnten Kinder eigene, tierische Trickfilme in Workshops basteln. Einen weiteren Partner gewann das Festival mit dem Modehaus Breuninger, das den Animated Fashion Award initiierte.

„Wir haben einen Marathon abgeliefert“, sagte Dietmar Lumpp, kaufmännischer Geschäftsführer, im Pressegespräch. Umso erfreulicher sei es, dass dieser auch angenommen werde. Allerdings, so Lumpp, seien die Grenzen der Veranstaltungsstruktur erreicht. „Die Beteiligten denken, es werde immer so“, meinte Lumpp. „Doch für eine Veranstaltung, die weltweit ausstrahlt, sind wir mit unserem kleinen Team an der Grenze.“ Zweieinhalb Vollzeitstellen organisierten über 200 Veranstaltungen. Höhere Personalkosten seien trotz steigender Einnahmen nicht gegenfinanziert. „Wir haben bislang stets solide gewirtschaftet.“ Ticketeinnahmen und Sponsoring seien variabel, und daher nicht zur Deckung von Fixkosten geeignet. Außerdem wolle man sich nicht in die Abhängigkeit von Sponsoren begeben, so Lumpp.

„Klar ist die Berlinale größer“, meinte Ulrich Wegenast, künstlerischer Geschäftsführer. „Doch die Budgets sind meilenweit voneinander entfernt.“ Die Größe des ITFS sei keine Selbstverständlichkeit, betonte Lumpp. Für ein weiteres Wachstum wären daher zusätzliche Mittel der Gesellschafter notwendig. Die politische Wertschätzung, die das Festival genieße, müsse sich auch in der finanziellen Situation niederschlagen. Doch es gehe nicht darum, um jeden Preis größer zu werden: „Wir wollen Wachstum, aber keine Überdehnung“, meinte Lumpp. Wegenast stimmte zu: „Wir möchten den familiären Charakter des Festivals bewahren.“ Das Besondere des Events sei, dass man noch um zwei Uhr aus dem Kino kommen und andere Besucher treffen könne. „Wir wollen mit dem Festival wachsen“, so Wegenast weiter, „und nicht einfach eine Halle aufbauen, die dann nur zur Hälfte gefüllt ist.“

Durch das Regenwetter am Freitagnachmittag waren zahlreiche Besucher der Open-Air-Veranstaltung in die Kinosäle geströmt. Mit dem abrupten Andrang hatten die Veranstalter nicht gerechnet. Die Filmvorstellungen waren durch das schlechte Wetter restlos überfüllt. „Wir mussten erstmals Zuschauer abweisen“, bedauerte Lumpp, „und bereits verkaufte Tickets zurückerstatten.“ Doch die Tageseinnahmen am Freitag hatten sich durch den Regeneinbruch verdoppelt. „Das Ergebnis war sensationell“, sagte Lumpp.

Zur Jubiläumsausgabe zeigten 20 Wegbereiter des Festivals jeweils ihren persönlichen Höhepunkt. Die Veranstaltung „Das Jubiläum! 20 Festivals – 20 Personen“ war auch Wegenasts persönliches Highlight. Es war mit über drei Stunden Dauer die mit Abstand längste Veranstaltung, gefolgt von „Simpson – Special“ mit David Silverman, die am Sonntagmorgen um 2:15 Uhr endete. Beide waren komplett ausverkauft.

Erstmals waren auch Computerspiele auf dem ITFS vertreten. Die Computerspiel-Branche und Animationswelt wüchsen zusammen, so Wegenast. „Es gibt viele Animationskünstler, die Games machen und umgekehrt.“ Mit Tobias Bilgari, Black Pants Game Studio, besuchte der zweimalige Gewinner des deutschen Computerspielpreises die 20. ITFS.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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