Kurvenreich, organisch und ultrahoch-aufgelöst

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Auf der diesjährigen IFA präsentieren LG und Samsung gekrümmte OLED-Displays, die nun auch wirklich im Handel sind. Alle TV-Hersteller trommeln für UHD und bringen erste Geräte – auch wenn der Standard gar nicht feststeht.

Gekrümmt, nicht plan, präsentierten sich die ersten tatsächlich verfügbaren OLED-Fernseher von Samsung und LG auf der IFA. Organische Leuchtdioden werden dazu auf einer biegsamen Folie aufgetragen, um die geschwungene Form umzusetzen. OLED-Displays haben gegenüber der LCD-Technik den Vorteil, dass sie keine Hintergrundbeleuchtung benötigen. Die Dioden leuchten selbst, sobald sie angeregt werden. Sonst sind sie komplett dunkel – anders als die Flüssigkristallfolie, bei der die Hintergrundbeleuchtung stets ein wenig durchschimmert. Doch OLED ist nicht nur wegen des besseren Kontrasts der LCD-Technik überlegen. Die Reaktionszeit der Leuchtdioden ist um ein Vielfaches flotter, als die der Flüssigkristalle. Eine Bewegungsdarstellung ohne Nachzieheffekte ist die Folge.

Das 55 Zoll große TV-Bild des OLED TV S9C von Samsung setzt sich aus mehreren Tausend Leuchtdioden zusammen – die Auflösung des Displays beträgt Full HD mit 1080p. Der außen nach vorne gewölbte Schrim ist in einem rechteckigen Rahmen aufgehängt. Dadurch soll ein räumlicher Eindruck entstehen, selbst wenn die 3D-Funktion des Displays nicht gentutzt wird. Dies ist tatsächlich der Fall: Objekte oder Personen im Vordergrund heben sich vom Hintergrund deutlicher ab, es entsteht ein räumlicher Eindruck, der etwa an einen Scherenschnitt erinnert. Zudem beherrscht der flotte OLED 3D mit aktiven Shutterbrillen ebenso, wie die Darstellung von zwei verschiedenen TV-Programmen auf einem Schirm. So kann etwa ein Paar mit unterschiedlichen Shutterbrillen jeweils das gewünschte Programm betrachten. Dem Datenblatt lassen sich allerdings keine Angaben über die Bildwiederholrate entnehmen.

Das Modell ist mit Doppel-Tunern für die Empfangswege DVB-C, DVB-T und DVB-S2 ausgestattet. Ein Common Interface Version 1.3 ermöglicht den Empfang von Bezahlfernsehen oder den verschlüsselten HD+ Sendern. Vier HDMI-Buchsen dienen zum Anschluss von Zuspielern. Die Technik ist in einer Anschlussbox ausgelagert, das weniger als einen Zentimeter dünne Display bietet dafür keinen Platz. Der OLED TV S9C wird zu einem UVP von 7.999 Euro angeboten.

LG Curved OLEDDas Pendant von LG nennt sich schlicht Curved OLED TV. Der koreanische Hersteller bietet das Modell ebenfalls mit 55 Zoll Bildschirmdiagonale an (140 Zentimeter). Der Bildschirm ist nur 4,3 Millimeter dünn, das Modell 17 Kilogramm schwer. Der Preis liegt bei 8.999 Euro.

Während die verfügbaren OLEDs maximal Full-HD-Auflösung beherrschen, setzen alle TV-Gerätehersteller auf UHD – Ultra High Definition. Diese auch 4K genannte höhere Auflösung bietet mit 3840 x 2160 viermal soviele Bildpunkte wie Full HD. Die verfügbaren Modelle arbeiten mit LCD-Technik. Die Hersteller setzen händeringend auf die neue Auflösung, da nach Einführung von HDTV die Kauflaune zuletzt deutlich zum Erliegen kam. Hersteller nannten auf der IFA etwa einen Umsatzrückgang von 20 Prozent im ersten Halbjahr 2013 gegenüber dem Vorjahr.

Doch ebenso klar ist, dass weder der Content für die Modelle zur Verfügung steht, wie auch die technischen Details eines neuen UHD-Übertragungsstandards und UHD-Bluray-Scheibe nicht festehen. Zwar wurde mit h.265/HEVC (High Efficiency Video Coding) ein geeigneter hocheffizienter Codec entwickelt. Doch die entsprechenden Decoder-Chipsätze werden erst entworfen oder befinden sich im Prototypen-Stadium. Zudem kann die aktuelle HDMI-Schnittstelle der Version 1.4b zwar die UHD-Auflösung transportieren, doch nur mit maximal 30 Bilder pro Sekunde. Künftige UHDTV-Übertragungen sollen jedoch mit 50 oder 60 Hertz erfolgen – daher arbeitet die HDMI-Organisation fieberhaft an einer neuen Version der Schnittstelle, die voraussichtlich 2.0 heißen wird.

Aktuelle UHD-TV-Geräte haben weder einen für UHDTV geeigneten Chipsatz, noch eine entsprechende HDMI-Schnittstelle. Daher versprechen alle Hersteller, die Fernseher nach Festlegung eines UHD-Sendestandards entsprechend nachzurüsten – notfalls über externe Boxen. Doch wie diese sich ohne passende HDMI-2.0-Buchsen an die UHDTV-Geräte anschließen lassen, bleibt unklar.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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