Eutelsat stellt IPTV-Angebot „Mein Fernsehen“ vor

0

Bevor Eutelsat die neue IPTV-Plattform der Öffentlichkeit zeigte, verkündete der Satellitenbetreiber bereits den Verkauf des gesamten Kabelkiosk-Angebots an die Luxemburgische M7-Group

Eutelsat Mein FernsehenKöln – Kabelkiosk heißt das Digital-TV-Paket, das der französische Satellitenbetreiber Eutelsat seit einigen Jahren deutschen Kabelnetzbetreibern anbietet. Damit können etwas kleinere Netze wie Tele Columbus oder Primacom ihren Kunden ein Digital-TV-Paket zur Verfügung stellen, das deutsch- und fremdsprachige Sender in SD- und HD-Qualität umfasst.

Der Trend geht jedoch zu interaktiven, also smarten und damit nichtlinearen Sehgewohnheiten: Folgerichtig stellten Markus Fritz, Marketing Chef bei Eutelsat, Martina Rutenbeck, Geschäftsführerin Eutelsat Services & Beteiligungen GmbH und Kees Färber, Director M7 Group (Foto v. l. n. r.) auf der Anga.com das IPTV-Angebot „Mein Fernsehen“ vor. Bereits zuvor hatte Eutelsat den Verkauf der gesamten Kabelkiosk-Visavision-Sparte an die M7-Group verkündet. Die Luxemburgische M7 Group, die beispielsweise in den Niederlanden den Bezahlsender Canal Digitaal per Satellit und Internet verbreitet, betritt damit erstmals den deutschen Markt.

Der Name des Angebots „Mein Fernsehen“ dürfte für Endkunden kaum relevant sein – handelt es sich doch ausschließlich um eine sogenannte White-Label-Lösung für Kabelnetzbetreiber oder Telekommunikations-Provider. Damit können diese Netzbetreiber ihren Kunden 150 SD-, 50 HDTV-Sendern sowie eine Programmbibliothek mit 1.000 abrufbaren Titeln via Netzwerk liefern. Die Abrufbibliothek soll Titel aus namhaften Hollywood-Studios beinhalten. Das Geschäftsmodell basiert auf „Subscription“, also Abonnements. Ein werbefinanziertes Modell sei nicht angedacht, erläuterte Rutenbeck.

Für eine störungsfreie Verbreitung via Internet baut die IPTV-Plattform auf eine vollständige Multicast-Infrastruktur des jeweiligen Netzwerkbetreibers. Multicast-fähige Switches reduzieren das Datenvolumen wirksam, indem sie mehrfach angeforderte Programmpakete vervielfachen. Zur Ausspielung der Videoinhalte arbeitet Eutelsat mit einem Content-Delivery-Partnernetzwerk zusammen (CDN). Hintergrundgesprächen zufolge soll es sich dabei um die Firma nacamar GmbH mit Sitz in Düsseldorf handeln.

Das Mein-Fernsehen-Angebot liefert jedoch nicht nur lineares TV oder Abrufsendungen auf den TV-Schirm, sondern ganz zeitgemäß auch auf die Displays von portablen Endgeräten wie Smartphone oder Tablet. Bis zu fünf verschiedene Geräte sollen sich pro Haushalt anmelden lassen, bis zu zwei davon gleichzeitig mit demselben Programm beliefern lassen – so Matthias Schwankl, Director Interactive TV & Innovations Eutelsat auf der Produktvorstellung. Das Ausspielen auf verschiedene Endgeräte wird im Fachjargon oft Mutliscreen genannt und war unter der Titel „TV-Everywhere“ eines der beherrschenden Themen auf der Anga.com.

Das Multiscreen-Angebot beherrscht dabei intuitive Steuerungselemente wie die Swipe-to-TV-Technik: Damit kann der Zuschauer eine Sendung, die er auf einem Tablet betrachtet, per Wischbewegung auf den TV-Schirm zaubern – um dort den bereits begonnenen Beitrag fortzusetzen. Die Multiscreen-Lösung setzte die Firma 3 Screen Solutions mit Sitz in Ludwigsburg um, die bereits erfolgreich große OTT- und IPTV-Plattformen für namhafte Kunden realisieren konnte.

Selbstredend bietet „Mein Fernsehen“ einen modernen elektronischen Programmführer (EPG), der sich nicht nur vorwärts gerichtet nutzen lässt, sondern sich auch rückblickend für bereits gesendete Beiträge eignet. Das macht Sinn: Denn mit der Replay-Funktion lassen sich Sendungen der vergangenen sieben Tage abrufen – sofern die entsprechenden Rechte vorliegen. Zudem bietet „Mein Fernsehen“ eine Restart-Funktion: Damit lässt sich eine bereits gestartete Sendung wieder von Anfang an betrachten.

Schwankl betonte, das Angebot beinhalte eine vollständige Rechteklärung. Diese erfolge für jede Sendung einzeln – wodurch sich ein größeres Angebot im Archiv zur Verfügung stellen lasse, als wenn die Rechteklärung nur pauschal für jeden TV-Sender erfolge.

Welchen Preis die Eutelsat für den Verkauf der Kabelkiosk Visavision GmbH an die M7 Group erzielte, verriet Rutenbeck nicht. Doch Rutenbeck zeigte sich zuversichtlich, dass Eutelsat trotz des Verkaufs der Sparte auch in Deutschland künftig Einnahmen erziele durch die Zulieferung der Programme an M7. Indessen ließ die Eutelsat-Geschäftsführerin keinen Zweifel daran, dass den internetbasierten Plattformen die Zukunft gehöre: Denn nichtlineare Angebote würden über kurz oder lang das lineare Fernsehen ersetzen, so Rutenbeck – dies zeigten Studien über das Nutzungsverhalten jüngerer Zielgruppen.

Share.

Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

Mehr über meine Dienstleistungen erfahrt ihr auf

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.