Nach einem kurzen Pilotbetrieb im Jahr 2016 sollen im ersten Quartal 2017 sämtliche Ballungsgebiete direkt auf DVB-T2 umgeschaltet werden.
Köln – Plattformbetreiber Media Broadcast verriet auf der Messe Anga Com einige Details zum DVB-T2-Start, wie den Zeitplan bis zum Beginn des Regelbetriebs im ersten Quartal 2017. Dann sollen nämlich sämtliche deutschen Großstädte und Ballungsgebiete wie Nordrhein-Westfahlen direkt auf DVB-T2 umgestellt werden. Die bisherigen DVB-T-Sendeplätze werden abgeschaltet. Zwar, so Stefan Schinzel, Leiter Produktmanagement TV-Plattformen bei Media Broadcast, soll es noch einen „nachlaufenden DVB-T-Simulcast“ mit einem öffentlich-rechtlichen Bouquet, also vier Programmen, geben. Dieser sei aber, so Schinzel, zeitlich befristet.
Heißt: DVB-T-Zuschauer in den Ballungsgebieten müssen sich spätestens ab 2017 neue DVB-T2-Empfänger anschaffen. Taugliche Geräte sollen an einem neuen Logo erkennbar sein. Dieses beinhalte, so Schinzel, drei Mindestanforderungen: 1) Das Gerät muss einen CI+-Steckplatz haben. 2) Es muss HEVC decodieren können und 3) die übrigen DVB-T2-Sendeparameter für die Demodulation beherrschen.
Bereits 2016 soll ein bundesweiter Pilotbetrieb eines DVB-T2-Multiplexes starten. Bis zu sieben HDTV-Programme lassen sich in einem DVB-T2-Multiplex übertragen. Welche Programme im Pilotmultiplex gesendet werden, ist noch nicht ganz klar. Jedenfalls sollen sowohl die Fußball EM wie die Leichtathletik Europameisterschaft 2016 per DVB-T2 übertragen werden.
Zum Start des Regelbetriebs im ersten Quartal 2017 werden dann alle bislang belegten DVB-T-Multiplexe abgeschaltet. Das bedeutet: DVB-T-Zuschauer sehen zunächst schwarz, nach einem Sendersuchlauf bekommen sie noch einen Multiplex mit vier Programmen im bisherigen DVB-T-Standard rein – und das nur für einen befristeten Übergangszeitraum.
Zuschauer mit geeigneten DVB-T2-Receivern oder TV-Geräten empfangen ab dem Regelbetrieb 2017 sechs neue Multiplexe: ARD und ZDF erhalten je einen eigenen Multiplex, ein dritter Multiplex steht beiden öffentlich-rechtlichen Sendern für eine gemeinsame Nutzung offen. Die genaue Programmbelegung steht noch nicht fest. Doch Schinzel rechnet damit, dass die Öffentlich-Rechtlichen überwiegend HDTV-Programme übertragen werden. Denn diese Sendeanstalten haben dann Platz für 21 HDTV-Programme.
Die privaten ProSiebenSat.1 und RTL bekommen jeweils einen Multiplex. Ein dritter Multiplex soll kleineren privaten Anbietern offenstehen. Schinzel schätzt, dass die Privaten ihren Multiplex nicht komplett mit HDTV-Programmen belegen, sondern den verfügbaren Platz mit mehreren SD-Programmen auffüllen werden.
Die grundlegende Neuerung betrifft jedoch die Verschlüsselung: Die privaten Multiplexe werden mit dem CA-System Irdeto verschlüsselt. Zum Empfang muss eine Gebühr entrichtet werden – sonst kommen nur die Öffentlich-Rechtlichen rein. Die Gebühr für die privaten Sender müsse nach rechtlichen Vorgaben „marktüblich“ sein, sagte Schinzel auf der Fachmesse Anga Com. Der Preis dürfte sich also an dem HD+-Paket orientieren, das derzeit fünf Euro pro Monat kostet. Der Betrag werde zwischen vier bis acht Euro liegen, sagte Schinzel. Die Details zu dem Angebot, wie der Name und der Preis, würden etwa sechs Monate vor dem Start kommuniziert. Media Broadcast arbeite darauf hin, dass möglichst viele Endgeräte einen eingebauten Decoder-Chip bekommen. Denn besonders für die portable Nutzung, etwa mit einem DVB-T2-Stick für den PC, seien CI+-Module wenig praktikabel. Jedenfalls würden definitiv keine Abokarten herausgegeben, sondern auch CI+-Module nur mit einem integrierten Chip ausgeliefert. Die Freischaltung lasse sich dann etwa wie bei einem Mobiltelefon per Eingabe eines Zahlencodes bewerkstelligen.