Praxistest: beyerdynamic AK T8iE

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Einer der Trends der diesjährigen IFA: mobiles hochauflösendes Audio. Den passenden In-Ohr-Hörer möchten beyerdynamic und Astell&Kern mit dem AK T8iE liefern. Ob es gelungen ist, verrät eine Hörprobe.

Der Wunsch nach hochfidelem Wohlklang treibt mitunter bizarre Blüten. Gleich mehrere Hersteller präsentierten auf der Internationalen Funkausstellung IFA mobile Hi-Res-Audio-Player. Sony belebt seine Marke Walkman mit hochauflösenden mobilen Playern neu, stellte zur IFA den NW-A25HN vor. Pioneer präsentierte beispielsweise den Hi-Res-Player XDP-100R. Bereits seit einigen Jahren vertreibt iRiver, ehemals bekannt als MP3-Player-Hersteller, unter der Marke Astell&Kern hochfidele Audioplayer. Gerade Astell&Kern erschließt damit ein hochpreisiges Segment, das sich wie beim jüngsten Modell AK380 auch jenseits der 3.000-Euro-Marke bewegen darf.

Diese Audioplayer, die Dateien mit bis zu 384 Kilohertz Abtastrate und 24 Bit Wortbreite wiedergeben können, sind zweifellos ambitioniert. Doch der ein oder andere Musiker oder Toningenieur, der selbst Aufnahmen erstellt, dürfte sich verwundert die Augen reiben. Denn trotz aller Hingabe zum guten Ton ist es keineswegs Usus, Aufnahmen überhaupt dermaßen hochauflösend anzufertigen. Selbst anspruchsvolle Toningenieure begnügen sich durchaus mit 96 kHz oder niedrigeren Abtastraten. Denn eine sorgfältige 48-kHz-Aufnahme klingt weitaus besser, als ein dilettantisches 192-kHz-Recording. Der gute Ton beginnt – alles kein Geheimnis – bei entsprechenden Mikrofonen, Mikrofon-Vorverstärkern und natürlich dem Können der Musiker, des Arrangeurs oder Klangtüftlers.

Woher bezieht der hi-fidele Audio-Fan also die hochauflösenden Aufnahmen? Schließlich ist bei einer Audio-CD bei 44,1 kHz und 16 Bit Schluss. Hier kommen verschiedene Portale ins Spiel, die hochauflösende Dateien zum Herunterladen anbieten: Linn, der britische Hersteller von Hi-End-Streaming-Anlagen, bietet etwa mit Linn Records die passende Musikquelle. Auch Bowers & Wilkins sowie Onkyo betreiben eigene Hi-Res-Audioportale. Highresaudio mit Sitz in Berlin ist eine weitere Adresse für fein aufgelöste Aufnahmen in den Formaten WAV, FLAC, DSD, ALAC, die dem Audio-Fan das Herz höher schlagen lassen. Eine Übersicht gibt es hier.

AK T8iE

Getrieben vom klanglichen Anspruch, unterwegs – womöglich umgeben von Verkehrslärm – auch feinste musikalische Nuancen zu Gehör zu bringen, kommt der mobile Hi-Res-Audio-Fan schwerlich an einem adäquaten Kopf- beziehungsweise Ohrhörer vorbei. Wie dem neuen AK T8iE, den beyerdynamic im Verbund mit Astell&Kern auf der diesjährigen IFA vorstellte. Das Modell entstammt einer bereits mehrjährigen Zusammenarbeit von beyerdynamic mit dem koreanischen Hersteller iRiver und dessen Edelmarke Astell&Kern. Diese reicht, so Beyerdynamic-Geschäftsführer Wolfgang Luckhardt, in das Jahr 2013 zurück, als die beiden Unternehmen gemeinsam den mobilen Digital-Analogwandler und Kopfhörerverstärker A 200 p entwickelten. Beyerdynamic ist es beim AK T8iE erstmals gelungen, seine Tesla genannte Schallwandler-Technik in dem zentimetergroßen Treiber eines In-Ear-Ohrhörers unterzubringen (Infos zur Tesla-Technologie siehe hier). Der Hersteller verkleinerte den Wandler-umschließenden Neodym-Magneten auf winzige elf Millimeter (siehe Foto oben). Der haarfeine Schwingspulendraht sei kaum noch zu sehen, so Luckhardt. Beyerdynamic arbeitete bereits seit Sommer 2013 an dem Modell.

AK T8iE

Geliefert wird der AK T8iE in einer standesgemäß gediegenen Verpackung. Oben in der schwarzen Schatulle liegt in Samt gebettet der Ohrhörer nebst einem weiteren Kabel für symmetrische 2,5-Millimeter-Buchsen der Astell&Kern-Player. Das Kabel soll, so iRiver-Chef Henry Park, mit seiner symmetrischen Übertragung Störgeräusche ausblenden. Das ist zweifellos der Vorteil einer symmetrischen Übertragung – doch der praktische Nutzen scheint bei einem einen Meter langen Kopfhörerkabel fraglich. Beim Thema symmetrischer Kopfhörer-Anschluss kommt zudem die sogenannte Push-Pull-Technologie ins Spiel, die jedoch einen vollständig symmetrischen Aufbau des Kopfhörerverstärkers voraussetzt.

AK T8iE

Eine ausziehbare Schublade an der Box fördert weitere Utensilien zutage: Etwa ein Set aus vier zusätzlichen Silikon-Ohraufsätzen für den passgenauen Sitz des Ohrhörers. Zudem liegen Schaumstoff-Aufsätze in drei verschiedenen Größen bei. Die Aufsätze von In-Ohr-Modellen, das wissen Kenner, müssen den Gehörgang vollständig verschließen. Erst so kommt die Basswiedergabe der Ohrhörer richtig zur Geltung. Zudem werden Umgebungsgeräusche merklich ausgeblendet. Das Zubehör rundet ein Lederetui ab, das Ohrhörer wie Ersatz-Aufsätze sicher wie standesgemäß beherbergt.

Der AK T8iE ist – der Begriff war mir bis dato fremd – in der sogenannten Concha-Bauweise gefertigt. Die ovalen Ohr-Aufsätze verschließen auch ohne Druck den Gehörgang, das Kabel wird dabei um die Ohrmuscheln herumgeführt. So sitzen die Ohrhörer vergleichsweise sicher, können schwerlich versehentlich herausrutschen. Der AK T8iE liefert mit seiner Impedanz von lediglich 16 Ohm natürlich deutlich mehr Pegel als Hi-Fi-Kopfhörer, die üblicherweise mit höherer Impedanz daherkommen – ein wichtiger Vorteil für mobile Wiedergabegeräte.

In Sachen Natürlichkeit und Feinheiten überbot das Modell mühelos zur Verfügung stehende mobile Vergleichshörer – die allerdings, wie ein Ultimate-Ears-Modell und der Sennheiser Momentum In Ear, auch wohlgemerkt in einer ganz anderen Preisklasse liegen, als der 990 Euro teure AK T8iE. An der Kopfhörerbuchse des Audio-Interfaces RME Fireface 400 brachte er musikalische Feinheiten im Bass oder den Höhen merklich präziser zu Gehör, als über die Kopfhörerbuchse des iPhone 4S. Das Modell lieferte einen voluminösen Bass, der in den unteren Mitten ein klein zu wenig zu betont wirkte. Das war wohl auch der Mischung des Robert-Cray-Albums Strong Persuader geschuldet. Zur Hochform lief der AK T8iE an einem NAD-Vorverstärker auf. Bei der Stockfisch-CD-Aufnahme von Chris Jones offenbarte der AK T8iE seine überraschenden Tiefbass-Qualitäten, die der vom Hersteller angegebene Übertragungsbereich von 8 Hz bis 48 kHz verspricht. Beim gesamten Stockfisch-Album des Klangpuristen Günter Pauler strahlte der AK T8iE eine angenehme Ruhe und Souveränität aus, die längeres Musikhören erst zum entspannten Genuss werden lassen.

Fazit

Der AK T8iE vermag als eines der ersten In-Ear-Modelle den Übertragungsbereich hochauflösender Audioplayer überhaupt zu Gehör bringen. Das Modell schließt im mobilen Bereich sicherlich eine Lücke bei den anspruchsvollen In-Ear-Hörern, die bislang Ultimate-Ears mit seinen höherpreisigen Ohrhörern besetzte. Zugleich stößt der AK T8iE mit knapp unter 1.000 Euro in ein neues Preissegment vor. Wie die hochfidelen und hochpreisigen Audioplayer von Astell&Kern zeigen, gibt es dafür tatsächlich Kundschaft.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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