Der beyerdynamic DT 770 Pro leistet Musikern und Toningenieuren im Alltag gute Dienste. Nun haben die Heilbronner ihr Studio-Portfolio mit dem neuen Referenzmodell DT 1770 Pro nach oben erweitert.
Beyerdynamic-Kopfhörer gehören in zahlreichen Tonstudios praktisch zum Inventar, etwa wie das obligatorische Großmembran-Mikrofon U87 von Neumann. Modelle wie der DT 48 oder DT 100 sind Klassiker, und auch der DT 770 Pro ist weit verbreitet. Beyerdynamic hat eine lange Tradition als Hersteller von Studiokopfhörern, deren Mehrzahl eine geschlossene Bauform gemein hat.
Der Vorteil für Studioanwendungen: Bei Gesangsaufnahmen vermeidet sie wirksam Übersprechen ins Mikrofon – hilfreich für einen sauberen Mitschnitt. Bei einer lauten Session blenden die geschlossenen Hörer andere Instrumente aus und gewährleisten so, dass die Musiker die Monitormischung ohne überhohe Laustärke hören. Auch Tontechniker, die für Film- und Fernsehen Außenaufnahmen anfertigen, nutzen teils geschlossene Modelle, um bei Umgebungsgeräuschen die akustische Kontrolle zu behalten. Hi-Fi-Fans bevorzugen dagegen meist offene Kopfhörer, da diese einen höheren Tragekomfort bieten. Für langes entspanntes Hören eignen sich offene Modelle besser.
DT 1770 Pro: geschlossener Feinzeichner
Ein geschlossener Kopfhörer mit herausragenden Klangeigenschaften fehlte den Heilbronner Audiospezialisten allerdings noch im Portfolio. Dies führte zur Entwicklung des DT 1770 Pro. „Geschlossener Referenz-Kopfhörer“ betitelt beyerdynamic das neue Modell. Der DT 1770 Pro tritt in jeder Hinsicht gediegen in Erscheinung. Aus dem Karton kommt keine Papp- oder Plastikschachtel zum Vorschein, sondern ein wertiges schwarzes Hardcase, mit einem feinen Stöffchen überzogen. Dem sicheren Transport zur Probe, Bühne oder ins Studio seht also nichts im Weg. Das Case lässt sich per Reißverschluss öffnen, der erste Blick ins Innere offenbart: Optisch ähnelt der DT 1770 Pro dem DT 770 Pro, wobei das Design aller Beyerdynamic-Kopfhörer natürlich einheitlich ist.
Unterschiede zeigen sich in zahlreichen Details: In einem Lederetui im Hardcase liegen zwei Kabel bei. Eine glatte Strippe sowie ein Spiralkabel für Anwendungen, bei denen etwas Zug gefragt ist. Neben den Velours-Ohrpolstern findet sich noch ein Set aus Kunstleder im Case. Abgesehen von wertiger Verpackung und mehr Zubehör wirkt der DT 1770 auch feiner verarbeitet. Die kantige Querstrebe auf dem Ohrhörer des DT 770 haben die Heilbronner beim DT 1770 Pro entfernt. Auf der gewölbten Ohrmuschel in mattem Schwarz prangt in schlichten silbernen Lettern die Produktbezeichnung. Der Kopfbügel endet mit soliden Metallzargen am Ohrhörer, wo sie in runden Metall-Halterungen mittels Inbusschrauben befestigt sind.
Kopfhörerkabel des DT 1770 Pro abnehmbar
Das Kopfhörerkabel ist nicht mehr fest mit dem Kopfhörer verdrahtet. Ein klarer Vorteil, um die beiliegenden Kabel zu tauschen oder bei den leider oft aufretetenden Defekten zu ersetzen. Die Kabel rasten mit einem dreipoligen Mini-XLR-Stecker fest in der zugehörigen Kopfhörerbuchse ein. Eine Arretierung verhindert versehentliches Herausrutschen. Sie lässt sich per Druck auf einen Sicherungsstift lösen.
Natürlich haben die Heilbronner auch am technischen Innenleben des DT 1770 Pro gefeilt: Erstmals setzten sie ihren Tesla-Treiber in ein Studiomodell ein, der mit kräftigen Neodym-Magneten im Verbund mit einem haarfeinen Schwingspulen-Draht feine Nuancen zu Gehör bringen will. Die Impedanz des DT 1770 Pro liegt mit 250 Ohm im hochohmigen Bereich, der sich für Studio- oder Hi-Fi-Anwendungen eignet (eine fundierte Erklärung zu Kopfhörer-Impedanz und Lautstärke gibt es hier).
In der Hörprobe hebt sich der DT 1770 Pro klar vom DT 770 ab. Er bringt viel mehr Details zu Gehör, spielt feiner, nuancierter als der DT 770. Feinheiten wie der Anschlag von Saiten- oder Percussioninstrumenten arbeitet der DT 1770 präzise heraus. Stimmen und Instrumente ertönen gut getrennt. Mischungen sind somit weit besser durchhörbar als mit dem DT 770 Pro, der doch manches unterschlägt. Der DT 1770 reicht im Bass ähnlich weit hinab wie DT 770, wirkt dabei jedoch kontrollierter, straffer. Der DT 1770 Pro liefert insgesamt einen sehr ausgewogenen und natürlichen Klang. Stimmen tönen unverfärbt neutral. Das feine Rascheln eines Rhythmus-Eis oder Besenschlagzeugs bringt das neue Referenzmodell von Beyerdynamic deutlich klarer zu Gehör als etwa der DT 770 Pro. Zusammen mit seinen tiefreichenden Bass-Qualitäten also durchaus ein geeigneter Kopfhörer, um eine Mischung beurteilen zu können.
Fazit
Mit dem DT 1770 Pro bringt beyerdynamic seinen ersten Studio-Kopfhörer mit den fein zeichnenden Tesla-Treibern. Musiker wie Toningenieure können damit sowohl den Bass wie die Nuancen einer Mischung selbst in lauterer Umgebung kontrollieren. Offene Modelle mögen luftiger spielen und besonders anspruchsvolle Klangtüftler zum Mastering noch audiophilere Geschütze auffahren – für den Studioalltag ist der DT 1770 Pro mit seinem Preis von rund 600 Euro bereits ein ambitioniertes Modell. Laut Hersteller ab September lieferbar.
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