Dänischer Sender TV2: Remote-Produktion in Tesla

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Innovatives Polit-Sendungsformat: TV2 platziert Politiker unterschiedlicher Couleur in einem Tesla-Automobil und überträgt deren Diskussionen live

Für die Wahlkampf-Berichterstattung zu den Parlamentswahlen im letzten Jahr überraschte der dänische Sender TV2 mit einem ungewöhnlichen Format. Drei Wochen vor den Wahlen lud TV2 täglich Politiker verschiedener Parteien zur Tesla-Rundfahrt, und übertrug deren Unterhaltung live. „Sie wussten, dass jedes Wort, das sie sagten, gehört werden konnte. Ihre Diskussionen wurden jedoch dadurch, dass sie im Auto saßen und nicht in einem TV-Studio, viel spontaner und unerwarteter“, sagte Morten Brandstrup, Nachrichtenchef bei TV2. Doch mit welchem technischen Konzept arbeitete TV2?




Im Tesla saßen weder Redakteure noch Techniker – die Produktion wurde komplett Remote – also aus der Ferne – durchgeführt. Das Auto wurde dazu mit vier Kameras, vier Sendern und 16 4G/LTE-Modems ausgerüstet. Obwohl sich die gesamte Technik fernsteuern ließ, war der Tesla zudem mit einem kleinen Live-Produktions-Set-up aus Audio- und Videomischer ausgestattet. Für den Ton nutzte TV2 die DPA-Ansteckmikrofone d:screet 4080 mit Hypernieren-Charakteristik. „Durch die Richtwirkung der Mikrofone war die Audioqualität perfekt“, sagte Brandstrup. Eine klare und verständliche Audioqualität war für das Sendungsformat essenziell.

„Mit dem Tesla konnten wir die Broadcast-Technik in eine neue Richtung lenken“, sagte Brandstrup. Ziel sei es gewesen zu zeigen, wie viel sich mit einer IP- und 4G-Verbindung machen lasse. Das Format war so erfolgreich, dass TV2 den Tesla für wöchentliche Politsendungen beibehielt. „Ein Studio in einem Auto einzurichten und Politker darin ohne Journalisten oder Techniker herumfahren zu lassen, hat die Berichterstattung auf eine neue Ebene gehoben“, sagte Brandstrup. „Wenn zwei Leute in einem Auto sitzen, unterhalten sie sich natürlich und ungezwungen miteinander. Das macht den Ort für ein Interview so besonders.“



Ein ähnliches Format scheint hierzulande allerdings ausgeschlossen. Zu groß ist die Furcht der TV-Sender vor womöglich diskriminierenden Äußerungen. Die politische Vergangenheit wirkt nach. Der SWR geriet bereits unter Druck, weil er die stramm rechtskonservative AfD zu einer Elefantenrunde vor den Landtagswahlen im März dieses Jahres laden wollte. Die Parlamentswahlen in Dänemark endeten mit einem deutlichen Rechtsruck – was allerdings kaum am Sendungsformat gelegen haben dürfte.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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