Zur Kabelmesse Anga.com gab Media Broadcast, nun Teil der Freenet-Gruppe, weitere Details zum sogenannten Regelbetrieb des neuen Antennenfernsehens 2.0 bekannt.
Die erste Stufe – wie es Media Broadcast nennt – von DVB-T2 läuft bereits seit dem 31. Mai. Mit dem Betrieb zusätzlicher Senderstandorte konnte das Unternehmen die technische Reichweite von DVB-T2 zuletzt auf 55 Millionen Einwohner steigern. Über die 30 Senderstandorte hinaus, über die DVB-T bislang verbreitet wurde, strahlt Media Broadcast die ersten sechs DVB-T2-Programme derzeit über 38 Sendestandorte aus. Laut Stefan Schinzel, Leiter Produktmanagement TV Plattformen bei Media Broadcast, erhöhe dies vor allem die Verfügbarkeit in so genannten Mittelzentren. Das Ziel des Endausbaus liege bei einer Abdeckung von 80 Prozent der Bevölkerung. Dieses Ziel solle, so Schinzel, gegen Ende 2018, Anfang 2019 umgesetzt werden. Momentan kann das bisherige DVB-T-Antennenfernsehen einen Marktanteil – also eine tatsächliche Reichweite – von bundesweit 10 Prozent unter der TV-Geräte-Erstnutzung verbuchen.
Seit dem Beginn der „ersten Stufe“ von DVB-T2 sind sechs Programme on air, lediglich Das Erste und das ZDF sind in HD-Qualität frei empfangbar, RTL, ProSieben, SAT.1 und VOX gibt’s, wenngleich derzeit noch ohne monatliche Gebühren, nur verschlüsselt. Der Empfang gelingt nur mit DVB-T2-Empfängern mit eingebauter Software-Entschlüsselung wie dem Xoro HRT 8720 (rund 70 Euro) oder dem Freenet-TV CI+-Modul, das nun seit Ende Mai zum Preis von rund 80 Euro tatsächlich verfügbar ist.
Mit beiden Gerätetypen werden sich ab dem Start des Regelbetriebs zum 29. März 2017 dann bis zu 20 private Sender empfangen lassen. Welche das im Detail sind, steht nicht endgültig fest. Klar ist, dass die Programme der beiden großen privaten Senderfamilien RTL und ProSiebenSat.1 natürlich dabei sein werden. Zusätzlich kommen weitere Anbieter hinzu, so steht etwa Sport 1 bereits fest. Ob Eurosport weiterhin mit an Bord ist, wollte Schinzel auf Nachfrage nicht kommentieren. Es würden weitere Gespräche mit Anbietern laufen, auch gebe es bereits weitere Einigungen, die noch nicht öffentlich genannt würden. Während die kostenlose Testphase noch bis zum Beginn des Regelbetriebs Anfang April 2017 dauert, wird dann eine monatliche Gebühr fällig, die Freenet TV „technische Servicegebühr“ nennt. Tatsächlich handelt es sich zweifellos um eine Änderung des bislang ausschließlich werbefinanzierten Geschäftsmodells der privaten Senderbetreiber, die von den Einnahmen der „Servicegebühr“ natürlich profitieren. Die genaue Höhe der monatlichen Gebühr nennt Media Broadcast noch immer nicht. Sie dürfte aber wohl zwischen fünf bis sieben Euro liegen. Über den 29. März 2017 hinaus wird es für Käufer von passenden Endgeräten und Freenet-TV-Modulen eine dreimonatige Testphase geben, die ab der ersten Inbetriebnahme des Geräts läuft, also mindestens bis Ende Juni 2017. Erst danach wird die monatliche Pauschale tatsächlich fällig.
Zu den verschlüselten Freenet-TV-Multiplexen mit etwa 20 privaten Programmen kommen die drei Multiplexe der öffentlich-rechtlichen Sender mit bis zu 20 frei empfangbaren Programmen. Zum Vergleich: Derzeit lassen sich per DVB-T bundesweit zwölf öffentlich-rechtliche und in einigen Kernregionen noch einmal zwölf private Sender empfangen. Unklar ist jedoch, so Schinzel auf Nachfrage, ob es zusätzliche regionale Multiplexe geben kann. Hier müsse noch das zur Verfügung stehende Frequenzspektrum geklärt werden. Es könnte also sein, dass Sender wie Hamburg 1 nicht mehr regional verbreitet werden könnten. Was wiederum bedeutet, dass solche Regionalsender nur noch über die Freenet-Multiplexe bundesweit gesendet werden könnten – was für Regionalsender jedoch nicht unbedingt sinnvoll erscheint.
Fest steht indes: Wer per DVB-T TV-Programme empfängt, schaut nach dem 29. März in die sprichwörtliche Röhre. Denn dann bleibt der Bildschirm schwarz. Und nur regional könne es, so Schinzel, einen nachlaufenden Simulcast geben – es könnten sich also vier öffentlich-rechtliche Sender noch „ein paar Monate“ lang über alte DVB-T-Receiver empfangen lassen. Das ist aber keineswegs garantiert und kann regional unterschiedlich sein. Ein neuer Suchlauf wird aber auch für den Empfang der letzten DVB-T-Sender ab Ende März 2017 defintiv notwendig sein.
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