DPA-Mikrofone für American Honey

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Das britisch-amerikanische Roadmovie American Honey von Regisseurin Andrea Arnold gewann den Preis der Jury auf dem Filmfestival in Cannes. Für die Audioaufnahmen im Van verwendete Tonmann Rashad Omar DPA-Mikrofone.

American Honey erzählt die Geschichte der jugendlichen Star, gespielt von Sasha Lane, die sich einer Drückerkolonne anschließt, um mittels Haustürgeschäften Zeitschriften-Abos zu verkaufen. Mehr und mehr verstrickt sich Star in nächtelangen Partys, kleineren Rechtsbrüchen und ihrer Jungendliebe. Die Handlung spielt im amerikanischen mittleren Westen und größtenteils in einem Kleinbus, in dem bis zu 15 Darsteller gleichzeitig agieren. Dabei läuft ununterbrochen Musik über die Autoanlage mit einem markanten Subwoofer-Bass.



„Die Handlung des Films entwickelte sich ziemlich frei“, erläuterte Omar, „jeder konnte jederzeit etwas sagen.“ Da der Van tatsächlich fuhr – und nicht etwa im Studio gedreht wurde – war Rashad schnell klar, dass er das gesamte Fahrzeug mit Mikrofonen ausstatten musste, um möglichst jeden Winkel abzudecken. Gleichzeitig musste die Filmton-Crew die Mikrofone verstecken, da jeder Bereich des Fahrzeugs im Bild sein konnte. „Bei solchen Szenen versuche ich stets, die Aufnahmen so natürlich wie möglich zu gestalten“, sagte Omar. Er entschied sich für DPA descreet 4060 und 4061 Miniatur-Kugelmikrofone, da sich diese aufgrund ihrer geringen Größe gut verbergen ließen und dabei auch mit ihrer omnidirektionalen Richtcharakteristik den klaren und natürlichen Klang lieferten, den Omar sich wünschte.

DPA American Honey2Um die Mikrofone anzubringen, nahm Omar die gesamte Innenverkleidung des Vans auseinander und platzierte die Miniatur-Mics in den Lüftungsschlitzen im Autohimmel. Dafür musste Omar die Lüftung so modifizieren, dass sie nicht mehr arbeitete. Dann spannte Omar schwarzen Lycra-Stoff darüber und brachte hinter dem Gewebe die Miniatur-Mikrofone an. Praktischerweise erstreckten sich die Lüftungsschlitze über die gesamte Autolänge, sodass sich die Mikrofone über jeder Sitzreihe anbringen ließen. Dennoch musste Omar einige Bereiche des Vans zusätzlich abdecken. Daher versteckte er einige descreet 4061 im Autohimmel und verband sie mit dem DPA MicroDot-Kabel. Sämtliche Mikrofonkabel führte er in den Kofferraum des Wagens, wo Omar selbst lag und sich die meiste Zeit hinter der Rückbank verbarg, um nicht ins Bild zu geraten.

Die beiden Varianten der Miniatur-Druckempfänger kamen Omar dabei zugute: Die 4061 mit geringer Empfindlichkeit brachte er vorne im Kleinbus an, wo die Musik am lautesten spielte. Die empfindlicheren 4060 verwendete er weiter hinten. Alle Kapseln verband Omar mit XLR-Kabeln im Autohimmel. Daher konnte er bei einigen Szenen zu den kompakten 4018 Supernieren-Kapseln wechseln, die sich mit dem seitlichen Kabel (ES) über oder hinter der Sonnenblende anbringen ließen. Die 4018-Superniere trennt Sprache natürlich besser von den Umgebungsgeräuschen. Im Gegensatz zu üblichen Supernieren blendeten die 4018 mit ihrer geringeren rückwärtigen Empfindlichkeit das Motorengeräusch besser aus. Daher seien sie Omars neue Lieblingsmikrofone für Dialogaufnahmen in Autos.

Bei der Komplexität der Autoszenen profitierte Omar von seinem umfangreichen Mikrofonen-Arsenal. „Solche Aufnahmesituationen verlangen von allem etwas“, sagte Omar. „Du kannst dich dabei nicht darauf verlassen, dass ein Werkzeug stets funktioniert.“ Für einige Szenen klebte Omar schnell ein descreet 4060 Miniaturmikrofon mit Windschutz an die Rücklehne des Vordersitzes und verband dieses mit einem Lectrosonics-Taschensender. So konnte er den Dialog des Darstellers auf dem Sitz dahinter einfangen. Dass er die 4060 und 4061-Miniaturmikrofone sowohl drahtlos wie als sogenannte Plant-Mikrofone versteckt im Set einsetzen konnte, kam dabei seiner Arbeitsweise sehr entgegen.

Omar, der vom Dokumentarfilm zum Spielfilm kam, legt großen Wert auf die Aufnahme der realen Geräuschkulisse am Film-Set. „Mein Ansatz ist es, alle einzelnen Geräusche einzufangen die das gesamte Klangbild einer Location ausmachen“, so Omar. Bei Außenaufnahmen an realen Plätzen sei dies für ihn natürlich besonders wichtig. Hier versucht Omar sowohl die Dialoge wie die Umgebungsgeräusche mit verschiedenen Mikrofonen einzufangen –  per Angel, Anstecker oder auch mit in der Kulisse versteckten Plant-Mikrofonen. Dies ermöglicht es dem Tonmischer, sich aus mehreren Signalen das für ihn passendste herauszupicken. Omar arbeitete zudem für Filme wie Lady In The Van, Rush und Bridget Jone’s Baby, der dieses Jahr noch erscheint.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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