Audiotrends auf der IBC 2016

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Auf der Broadcastmesse IBC 2016 zeigten unter anderem Riedel, BroaMan, Sound Devices und die Audio AG ihre Neuheiten.

Update – Im Wettstreit der Audionetzwerke hat Dante das Rennen gegen Ravenna offenbar gewonnen – so der Tenor auf der IBC. Die Zahl der Hersteller, die Dante mittlerweile unterstützen, ist gegenüber Ravenna schlicht zu groß geworden. Obwohl der Australische Dante-Anbieter Audinate Lizenzgebühren für die Implementierung seines AoIP-Protokolls verlangt, im Gegensatz zu dem frei verfügbaren Ravenna-Protokoll. Doch so ganz vermag die Audionetzwerktechnik die Branche noch nicht zu überzeugen. Denn obwohl die Technik neue Möglichkeiten eröffnet, erfordert Netzwerk stets auch IT-Kenntnisse, die der gemeine Toningenieur nicht unbedingt in dieser Tiefe mitbringt. Soll Dante etwa in einem Datennetzwerk gemeinsam mit anderen Netzwerk-Services betrieben werden, muss das Dante-Netzwerk darin als VLAN (Virtual LAN) konfiguriert werden.



Der Gegenentwurf zu Dante, die Ravenna-Technik der Münchner ALC Networx GmbH, fand zwar von Beginn an mit Lawo einen namhaften Initiator und Unterstützer. Doch international setzen einige nahmhafte Unternehmen auf Dante. Zwar lassen sich Dante und Ravenna über AES-67 im gleichen Netzwerk kombinieren und gemeinsam betreiben. Doch dies erfordert zusätzlichen Aufwand für die Konfiguration. AVB, eine weitere Technologie für den zeitsynchronen Transport von Audio- und Videodaten in eher lokalen Netzwerken, wurde bereits vor Jahren von Apple und jüngst auch Cisco in deren IT-Hardware implementiert. Diese IT-Hersteller haben aufgrund ihres Umsatzes natürlich eine deutlich höhere Marktbedeutung als reine Audio-/Videohersteller, weshalb auch die Verbreitung von AVB (IEEE 802.1) in Zukunft wachsen könnte.

Riedel MediorNet Control-Applikation

Riedel, der Intercom- und AV-Netzwerk-Spezialist aus Wuppertal, gab auf der IBC den Kauf des pfälzischen Intercom- und Kommunikationsanlagen-Herstellers Delec bekannt. Delec wurde vormals über Salzbrenner Stagetec Mediagroup vertrieben, die sich offiziell zum April dieses Jahres auftrennte. Delec ist besonders im Theaterbereich bei den Inspizientenanlagen aktiv. Zudem kündigte Riedel auf der IBC eine Partnerschaft mit Cisco an. Damit möchte Riedel in Zukunft eine bessere Interoperabilität seiner Medien-Netzwerkprodukte mit anderen Herstellern erreichen. Zudem stellte Riedel eine neue App für sein Smartpanel vor, das als Steuerung mit LCD-Panel für die Artist-Intercom dient. Mittels der neuen Applikation MediorNet Control App lässt sich über das Smartpanel auch das MediorNet steuern, wie beispielsweise Videosignale für einen Monitor umschalten. Der Bezahlsender Sky hat Riedels MediorNet mit den Smartpanel bereits in sieben neuen SNG-Einheiten und zwei Ü-Wagen installieren lassen. Riedel hatte die Smartpanels samt der neuen Control App geliefert, sodass sich diese eben zur MediorNett-Steuerung verwenden lassen. Auf dem Messegelände der Halle war auch der Ü-Wagen Millenium Signatur 12 des französischen Unternehmens AMP Visual zu sehen, den Riedel mit einer umfangreichen MediorNet-Installation ausgestattet hat. Das MediorNet wurde dabei auch als Multiviewer eingesetzt, der die Signale auf die einzelnen Monitore verteilt. Auch interessant: Interview mit Unternehmensgründer Thomas Riedel.

BroaMan Route66

BroaMan, das Münchner Schwester-Unternehmen des Glasfaser-Spezialisten Optocore, stellte drei neue Versionen seines Route66 Autorouters vor. Das Modell verteilt Audio-, Video-, Intercom- sowie Steuerungssignale über Glasfaser, wobei es als digitale Patchbay dient. Dank Optocore-Technologie kann der Route66 bis zu 1024 Audiokanäle mit 24 Bit/48 kHz über eine einzelne Glasfaserleitung transportieren. Dabei ist die Latenz im gesamten Glasfaser-Netzwerk konstant und beträgt minimale 41,6 µs. Laut Hersteller die mit Abstand niedrigste Latenz in der Industrie.

BroaMan Route66

Neuer Route66: Satte 40 SFP-Glasfaser-Transceiver auf der Rückseite.

Alle drei neuen Versionen des Route66 haben eine Höhe von zwei HE, das erste Modell, das erscheint, wird stolze 40 SFPs haben. Die Small Form Factor Pluggable sind die Transceiver für die Lichtwellenleiter. Dabei, so betonte Marc Brunke, Gründer und Geschäftsführer von Optocore auf der Presseveranstaltung, bietet jeder SFP eine Bandbreite von 25 Gbit/s. Gute vier Gbit/s mehr als die überlicherweise verwendeten SFP-Module. Dabei ist jedes SFP-Modul bidirektional, wie Tine Helmle, Geschäftsführerin von BroaMan, hervorhob. Jeder Glasfaser-Anschluss kann also als Ein- und Ausgang dienen.

Tine Helmle, Marc Brunke

Tine Helmle, BroaMan, und Marc Brunke, Optocore.

Zwei weitere Versionen des neuen Route66 sind geplant: Eine wird 32 SFPs und 16 SDI-Anschlüsse (BNC) haben, die sich in je acht SDI-Ein- und acht SDI-Ausgänge aufteilen. Die dritte Version wird 24 SFP-Glasfaser-Ports und 32 SDI-Anschlüsse bieten. Dabei kommen alle Modelle ohne Lüfter aus, das passive Kühlungs-Konzept sorgt für einen geräuscharmen Betrieb. Das Signal-Routing gelingt Protokoll-übergreifend, mit dem Route66 lassen sich sowohl 3G-SDI, HD-SDI, SDI, ASI oder MADI-Signale verteilen.

Sound Devices SL-6

Sound Devices zeigte seinen SL-6 Super Slot, mit dem sich HF-Receiver verschiedener Hersteller kabellos an den Field-Mischern und -Recordern der 6er-Serie betreiben lassen. Das SL-6-Board spart nicht nur Kabel, sondern ermöglicht sich die Steuerung verschiedener Drahtlos-Empfänger über einen Field-Recorder der 6er Serie. Sound Devices hatte dies bereits auf der NAB gezeigt. Am Stand führte Paul Isaacs, Director Product Management von Sound Devices vor, wie sich auf einem 688 mit Lectrosonics-Receivern ein Frequenzscan gelingt. Dabei lassen sich freie Frequenzen auf dem Display des 688 auswählen und den Geräten zuweisen. Das SL-6 funktioniert mit HF-Technik verschiedener Hersteller – Lectronsonics, Wisycom, und in Kürze Sennheiser.

Sound Devices SL-6

Das SL-6 Board für HF-Emfpänger am Sound Devices 688.

Ebenfalls neu bei Sound Devices: Die Steuerung von Sound Devices 6er-Geräten via iOS-App. Dafür bietet Sound Devices einen passenden Bluetooth-USB-Dongle, um iPads oder iPhones mit den Field-Recordern zu verbinden. Aufnahme Start-Stopp, Spurenauswahl oder Audiopegel lassen sich so per iPad einstellen.

Sound Devices

Sound Devices zeigt App-Steuerung via Bluetooth auf IBC 2016.

 

Audio AG MyMix

Die Audio AG, der internationale Vertrieb und die Muttergesellschaft von RME, zeigte am Stand das neue Ferrofish A32 MADI-Interface, das an einem MADIface Pro betrieben wurde. Das Ferrofish A32 ist seit dem Frühjahr verfügbar, das MADIface Pro, das erstmals auf der Musikmesse vorgestellt wurde, wird hingegen in den nächsten Monaten in den Handel kommen.

Ferrofish A32

Das Ferrofish MADI-Interface A32 bietet für rund 2.200 Euro 32 Line-Ein- und Ausgänge samt AD/DA

Zudem zeigte die Audio AG mit myMix ein Produkt, das zumindest hierzulande noch nicht erhältlich ist. Mit MyMix können Musiker auf der Bühne oder im Proberaum selbst ihren Monitor-Mix einstellen. Das System bietet bis zu 16 Spuren und ist Netzwerk-basiert. Es besteht aus verschiedenen Komponenten: Am Personal Monitor-Mixer kann jeder Einzelmusiker seine eigene Mischung einstellen oder die Mischung eines Kollegen übernehmen. Mittels Tasten lassen sich der Pegel jeder einzelnen Spur sowie eine Klang- , Panorama-Balance sowie ein Effekt einstellen. Während diese Einheiten zwei XLR-Mikrofoneingänge haben, erweitert ein Input-Extender das myMix-System um 16 Kanäle. Die Extender bieten wahlweise nur 16 analoge Line-Pegel-Ein- und Ausgänge oder diesselbe Zahl in Verbindung mit einem ADAT I/O. Eine Monitor-Einheit soll um 730 Euro kosten, ein Input Extender mit ADAT rund 1180 Euro. Ein Erscheinungstermin steht noch nicht fest.

RME myMix

Mit der RME MyMix sollen Musiker ihre Monitor-Mischung im Griff behalten.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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