TV-Plattform nimmt Virtual Reality 360 Grad Video ins Visier

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Die Deutsche TV-Plattform, ein Zusammenschluss von Broadcastern, Industrie, Providern, Forschung und Verbänden, hatte am 23. November nach Berlin zum 360 Grad VR-Event geladen. Für die TV-Plattform steht fest: Die Fernsehbranche steigt in Virtual Reality ein.

Demnach nimmt die TV-Branche Virtual Reality sprichwörtlich ins Visier. Mit ersten 360 Grad Videoprojekten nehmen sich Sender wie n-tv, RTL, Sky und ZDF der neuen Unterhaltungsform an, die Zuschauern das Eintauchen in das Geschehen ermöglichen soll. Eine Herausforderung für alle Sender sind noch „echte“ interaktive Virtual Reality-Produktionen, die ein deutlich immersiveres Erlebnis vermitteln. Den aktuellen Stand und die Aussichten von VR in der TV-Branche beleuchtete das Event in Berlin, das die Deutsche TV-Plattform zusammen mit dem 3IT– Innovation Center for Immersive Imaging Technologies am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut am 23. November veranstaltete.

360 Grad Video: Herausforderung echte Virtual Reality

360 Grad-Videos sind ein Anfang. Spannend werde jedoch erst der nächste Schritt, Mixed Reality-Formate mit echter Interaktivität herzustellen, sagt Frank Heineberg, Senior Manager Programm Distribution bei der Mediengruppe RTL. Er produzierte ein 360° Video im stern TV-Studio, das den Zuschauer näher an den Moderator bringt und durch die 360 Grad Perspektive einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Die n-tv-Reportage «Manheim – Flüchtlinge leben in der Geisterstadt» versetzt den Zuschauer ebenfalls mitten ins Geschehen. Auch das ZDF lotet die Möglichkeiten der neuen Erzählformen aus und produzierte ein 360 Grad Video zur Terra X-Folge „Mythos Wolfskind“.

360 Grad VR

„Die große Frage, an der wir alle arbeiten, lautet: wie können wir echte Virtual Reality-Formate und Erzählformen entwickeln, die über 360 Grad Video hinausgehen,“ beschreibt Stephan Heimbecher, Director Innovations & Standards bei Sky, die wichtigste Herausforderung für die Sender. Erste Ansätze, wie man Zuschauer intensiver in ein VR-Erlebnis einbinden kann, zeigt eine Live-Sport-Produktion von Sky. Beim DFB-Pokal-Finale 2016 wurden drei 360-Grad-Kameras eingesetzt. Eine war auf der Haupttribüne platziert, zwei weitere jeweils hinter beiden Toren. Der Zuschauer konnte per Kopfbewegung zwischen den einzelnen Perspektiven wechseln und zusätzlich Team-Informationen und Statistiken abrufen.

Auflösung der VR-Brillen noch zu gering

„Bei der Technik sind ebenfalls noch relativ viele Fragen offen,“ sagt Kathleen Schröter, Executive Manager 3IT des Fraunhofer HHI. „Wir können heute schon in 10K 360° Videos produzieren. Die Auflösung der VR-Brillen ist aber noch zu gering, damit diese Qualität auch beim Zuschauer ankommt. Der Transport der Datenmengen qualitativ hochwertiger VR-Inhalte steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt.“ Dafür präsentierte das Fraunhofer HHI im 3IT eine intelligente DASH-Streaming-Lösung auf HEVC-Basis für die Enkodierung.

VR rückt in den Fokus der Werbeindustrie

Viele Fragen seien noch zu klären in puncto Storytelling, Produktion und Technik. Deswegen sei es noch zu früh, um über konkrete Geschäftsmodelle zu sprechen, sagt Frank Heineberg. „Das Thema VR rückt jedoch zunehmend in den Fokus der Werbeindustrie. Es gibt hierzu vermehrt Kontakte zu Agenturen und Kunden. Auch wenn die Technik günstiger und das VR Erlebnis immer beeindruckender wird, ist die Reichweite noch nicht von der Relevanz, dass es zu einer großen Zielgruppendurchdringung führt. Es wird somit vorerst eine Nische bleiben, in welcher kundenindividuelle Cases umgesetzt werden – beispielsweise ein klassischer Pre-Roll im VR-Umfeld oder ein eigens produziertes VR-Spiel, welches den Fit zwischen dem Sendungsformat und dem Kundenprodukt schafft. Potenzial steckt auch im Thema Second Screen, wie 360° Making-Of’s oder Nachrichtenbeiträge als Zusatzservice. Die ersten Vermarktungscases wurden umgesetzt und die nächsten sind in der Pipeline, aber bis zu einer Regelvermarktung wird noch etwas dauern.“

Deutsche TV-Plattform entwickelt Thema weiter

Stephan Heimbecher Sky

Stephan Heimbecher, Sky Deutschland

„Ich denke, der Anfang ist gemacht. Wir werden in den nächsten ein, zwei Jahren beim Thema Virtual Reality schon ein gutes Stück weiter sein,“ prognostiziert Stephan Heimbecher die weitere Entwicklung. Er leitet bei der Deutschen TV Plattform die Arbeitsgruppe Ultra HD, in der inzwischen auch das Thema Virtual Reality angesiedelt ist. Die Deutsche TV-Plattform sei ein sehr gutes Branchenforum zum Austausch und zur Weiterentwicklung von Zukunftsthemen wie VR. „Wir können alle wichtigen Aspekte von VR in unserer Arbeitsgruppe vernetzt und ganzheitlich weiterentwickeln. Der Informationsbedarf ist hoch. Wir werden in der AG im nächsten Schritt die Diskussionsergebnisse der Veranstaltung aufgreifen, analysieren, weiter diskutieren und dann schnell konkrete Schritte ableiten, um das Thema VR auch außerhalb des bereits gewinnbringenden Spielesektors zu einem Erfolg zu führen.“

Media Innovation Platform

Das VR-Event in Berlin bildete den Auftakt zu einer neuen Veranstaltungsreihe der Deutschen
TV-Plattform, der „Media Innovation Platform“. Andre Prahl, Vorstandsvorsitzender der
Deutschen TV-Plattform: „Wir wollen uns damit gezielt Zukunftsthemen widmen und ausloten, welche Relevanz sie für unsere Mitgliedsunternehmen haben, wie sich Unterhaltungselektronikindustrie und Medienbranche zu diesen Themen positionieren können und welche Chancen und Herausforderungen es dabei gibt.“ Angesichts der immer kürzeren Innovationszyklen werde es schwieriger, sich in der notwendigen Tiefe über neue Themen schnell und strukturiert auszutauschen. „Reine Frontshows sind da zu wenig, deswegen ist die Interaktion ein zentrales Element der Media Innovation Platform. Wir haben über 50 Mitglieder, die nicht nur die notwendige Expertise einbringen, sondern digitale Innovationen auch in Produkte umsetzen. Das bringen wir bei diesen Events in Demonstrationen, Workshops und Diskussionen zusammen.“ Die nächste Ausgabe der Media Innovation Platform ist für das Frühjahr 2017 geplant.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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