Live-Streaming immer und überall: Die LiveU Solo ist eine kompakte, mobile Streaming-Lösung, die mit einfacher Bedienung gerade Videojournalisten und Blogger anspricht. Wie andere Systeme des Herstellers sendet die Solo Video-Streams parallel über mehrere Mobilfunknetze und stationäres Internet und verspricht damit eine höhere Übertragungssicherheit.
Internet und Mobilfunknetz machen’s möglich: Für Live-Video-Übertragungen braucht es lange keinen Ü-Wagen mehr, und auch Satellit muss es nicht sein. Mit größerer Verfügbarkeit der LTE-Mobilfunknetze konnten sich bereits vor einigen Jahren Rucksack-Lösungen etablieren. Selbst größere Broadcaster nutzen Streaming per LTE-Mobilfunk gerne, weil dies mit kleinen Teams mobiler und flexibler gelingt und sie somit Kosten sparen. Streaming-Spezialist LiveU wendet sich mit einer Reihe von Produkten an Anwender vom Portalbetreiber bis zum Broadcaster.
Die Streaming-Lösungen des Herstellers aus Hacksensack, USA, setzen allesamt auf die Übertragung per Kanalbündelung (Channel Bonding). Sie versenden die Audio- und Videodaten häppchenweise über verschiedene Kanäle, wie die LTE-Mobilfunknetze mehrerer Provider und stationäres Internet. Der Zweck der Übung ist eine höhere Übertragungssicherheit, denn gerade bei großen Events können einzelne Mobilfunkzellen rasch überlastet sein. Dann sehen Mobilreporter mit Smartphone deutlich älter aus, denn ein Handy kann in Regel eben nur ein Mobilfunknetz bedienen. Ein Streaming-Server im Funkhaus oder einem Rechenzentrum fügt die Datenpakete, die über verschiedene Kanäle eintrudeln, schließlich wieder zusammen.
LiveU – etabliert im Mobile-Streaming-Markt
LiveU beliefert Broadcaster mit professionellen Streaming-Lösungen. Dazu zählen laut Deutschland-Vertrieb netorium GmbH hierzulande beinahe alle öffentlich-rechtlichen Sender. Sie nutzen überwiegend die Profi-Lösungen von LiveU, die sich zusammen mit einem ein- oder mehrkanaligen Videoserver betreiben lassen, der beispielsweise im Geräteraum des Broadcasters verstaut wird. Die kleinste Einheit, die LU200, hat einen Listenpreis von etwa 7.000 Euro netto. Ein Videoserver, der bei einem Videokanal etwa zwischen 3.000 bis 4.000 Euro liegt, kann hinzukommen. Alternativ können die Anwender – wie bei der Solo gleich anschließend erklärt – auch die LiveU Cloud zum Streaming mit der LU200 verwenden.
Kein Schnäppchen also für kleinere Unternehmen oder gar Freelancer. Für diese Zielgruppe bietet LiveU mit der Solo seit Ende letzten Jahres eine etwas abgespeckte, aber gleichzeitig besonders einfach zu bedienende Einheit. Bis auf den Schriftzug ist sie äußerlich identisch mit der LU200, aber bereits für 1.350 Euro Netto-Listenpreis zu haben. Zum niedrigeren Preis verspricht die Solo eine Plug-and-Play-Bedienung, was Videojournalisten ohne tiefgreifende Streaming-Vorkenntnisse sicherlich entgegenkommt.
LiveU-Streaming-Einheiten im Vergleich
Bei der Solo entfällt eine Server-Hardware auf Seiten des TV-Senders oder des Portalbetreibers. Statt dessen abonniert der Anwender einen Cloud-Steaming-Service von LiveU für 400 Euro netto im Jahr. Im Webportal lassen sich Streaming-Ziele wie Facebook, YouTube, twitch, viele weitere Streaming-Dienste oder eine beliebige URL-Adresse bequem auswählen. Facebook wird entsprechend seiner aktuellen Bedeutung ganz oben gelistet, zum bietet die LiveU Solo die Möglichkeit eines sogeannten One-Touch Live-Streamings – Start per Knopfdruck also. Mit der Folge, dass selbst Broadcaster, die bislang die Profi-Variante gewählt haben, sich mittlerweile für die leichter zu bedienende LiveU Solo interessierten, so Alexander Knoll vom netorium-Vertrieb.
Die LiveU Solo im Detail
Die kompakte LiveU Solo ist rund 9,5 cm breit, 4,4 cm hoch, 13,8 cm tief und wiegt rund 540 Gramm. Mittels der mitgelieferten robusten Synthetik-Schutzhülle lässt sich das Modell beispielsweise an einem Gürtel befestigen. Im Lieferumfang sollte sich zudem eine Blitzschuh-Halterung befinden, mit der sich das Solo auf einer Kamera montieren lässt. Sollte der Blitzschuh bereits von einem Mikrofon oder einem Kameralicht belegt sein, bleibt immer noch die Gürtelhalterung.
Auf der Front der Solo befindet sich ein kleines OLED-Display, daneben sind zwei Gummi-geschütze Drucktasten angebracht: ein An- und Ausschalter und Start-Knopf, darüber ein Steuerungskreuz für die Menünavigation. Mittels des mitgelieferten 12-Volt-Netzteils lässt sich die Einheit mit Strom versorgen und der eingebaute Akku der Solo laden. Nach einem Druck auf den Anschaltknopf ist ein leises Surren zu vernehmen, das von einem kleinen Lüfter auf der Rückseite der Einheit herrührt. Das Lüftergeräusch ist im Freien absolut unhörbar und wird selbst in stillen, geschlossenen Räumen von Sprache verdeckt. Encoder heizen sich im Betrieb stets etwas auf, die Wärme muss abgeführt werden.
An den beiden Seiten des LiveU-Solisten finden sich verschiedene Anschlüsse: ein SDI-Eingang, der sowohl 3G- als auch HD-SDI-Signale annimmt sowie ein HDMI 1.4-Eingang. Die LiveU Solo verarbeitet die HD-Formate 720p, 1080i bis 1080p mit Bildwiederholraten je nach PAL- oder NTSC-Welt von bis zu 50 oder 60 Vollbildern. Dabei encodiert das Modell das Videosignal nach H.264/AVC High Profile, als Audiocodec kommt AAC-LC zum Einsatz (LC: Low Complexity).
Audioanschlüsse
Einen zusätzlichen Audioeingang sucht der Anwender vergebens. Zwar findet sich an der Seite noch eine Miniklinkenbuchse, unter der ein Headset-Symbol prangt. Die Buchse dient aber allein zum Abhören, nicht zum Einsprechen. Der Ton wird also einzig per Videosignal eingebettet zugeführt. Was für Live-Interviews zweifellos ausreicht, denn bei professionelleren Henkel-Kameras lassen sich ein bis zwei Mikrofone via XLR anschließen. Über einen EB-Audiomischer ließen sich auch weitere Mikrofone über eine Kamera zuspielen. Für Mehrkamera-Setups mit einem Audiomischer ist das LiveU Solo nicht konzipiert, ließe sich aber auch dafür als Encoder und Streaming-Einheit einsetzen.
Auf der linken Geräteseite befindet sich die RJ45-Netzwerkbuchse, über die sich die Solo-Einheit mit einem Netzwerk und dem Internet verbinden lässt. Hinzukommen zwei USB-Buchsen, je eine auf den beiden Gehäuseseiten des Solo. Da passen sogenannte USB-Wingles hinein, das sind USB-Sticks, die sich wohl mit WLAN- wie mit LTE-Mobilfunknetzen verbinden. Dem Testmuster legte der Deutschland-Vertrieb netorium freundlicherweise zwei Huawei-Sticks bei, die mit Mobilfunkkarten bestückt waren.
USB-Wingles für mobiles Streaming
Hier wird es etwas knifflig: Der Anwender muss die passenden Sticks erwerben, damit der Mobilbetrieb der Solo gelingt. Die LTE-Sticks vieler Mobilfunkprovider seien jedoch, so Knoll, mit einer eigenen Firmware bespielt. Diese vom Provider konfigurierten Sticks eigneten sich daher nicht für den Betrieb mit der Solo. Dagegen würden bestimme USB-Wingles direkt von den Herstellern funktionieren. Beim Testmuster lagen zwei Huawei-Sticks bei, augenscheinlich vom Typ 8372. Beide waren bereits mit Sim-Karten bestückt. Online findet sich der Huawei 8372 für etwa 70 Euro. Hinzukommen die Verträge für die Mobilfunkkarten. Wichtig für die Übertragung per Kanalbündelung sei, so Knoll, dass die LTE-Sticks mit einer jeweils unterschiedlichen IP-Adresse konfiguriert würden. Weitere Einstellungen an der Einheit sind nicht nötig. Die restliche Konfiguration erfolgt im LiveU-Portal.
Das LiveU-Streaming-Portal
Zentral für die Plug-and-Play-Funktion der Solo ist das Web-Portal des Herstellers LiveU, das der Kunde im Jahres-Abonnement für 400 Euro netto nutzen kann. Mit einem Abo-Portalkonto lassen sich bis zu fünf Solo-Einheiten verbinden und natürlich auch betreiben. Um eine Streaming-Einheit zu verknüpfen wird deren Seriennummer auf der Webseite eingetippt, die sich auf einem Aufkleber am Gerät ablesen lässt.
Zwar ist das Datenvolumen eines Abonnements begrenzt. Doch das sehr großzügige Volumen von 300 Gigabyte pro Monat ließe sich auch mit mehreren Einheiten schwer ausreizen, so Knoll. Schließlich seien beispielsweise Facebook- oder auch YouTube-Streams auf etwa 5 – 6 Mbit/s beschränkt. Doch selbst falls bei einem Dauerbetrieb mehrerer Einheiten die Volumengrenze überschritten werden sollte, würde das Portal nicht hart abschalten, so Knoll. Bislang sei das noch nicht eingetreten, doch geplant wäre, den Kunden zunächst zu kontaktieren. Eine kurze Rechnung ergibt: Bei 6 Mbit/s dauert es 113 Stunden, bis 300 GB ausgereizt sind. Bei 30 Tagen im Monat also immerhin rund 3,8 Stunden pro Tag.
Das Portal führt sämtliche aktuellen Streaming-Ziele: Facebook erscheint gleich beim allerersten Start, ein Klick auf ein kleines Wolken-Symbol öffnet die Gesamtauswahl. Ganz oben finden sich Periscope, Switchboard, das Spieleportal twitch, die Wowza-Streaming-Cloud und YouTube. Darunter sind weitere Ziele aufgelistet: Ustream, Limelight, Akamai, Level 3 oder Kaltura, um nur einige zu nennen. Zudem können die Anwender eigene Streaming-Ziele einrichten, die das Solo per RTP-Protokoll beliefert. Dafür tippt der Nutzer die gewünschte Ziel-URL ein.
Facebook-Zugriffsrechte
Für das Streaming auf die angebotenen Portale meldet sich der Anwender im LiveU-Portal mit seinem jeweiligen Social-Media-Konto an. Dabei muss der Nutzer dem LiveU-Portal einen Zugriff auf das entsprechende Konto erlauben, sonst ist kein Streaming möglich. Bei der Anmeldung an Facebook erlaubt der Anwender dem Portal nach den Voreinstellungen, Seiten des Accounts zu verwalten, Inhalte im Namen des Nutzers zu posten sowie auf Gruppen des Nutzers zuzugreifen. Diese Voreinstellungen lassen sich im Untermenü einschränken. Doch die Zugriffs-Befugnisse dienen, so Knoll, keineswegs dazu, Nutzerinformationen zu sammeln. Sie sind vielmehr schlicht die Voraussetzung, dass der Facebook-Nutzer auf eine von ihm eingerichtete Seite oder Gruppe streamen kann.
Achtung Live!
Die LiveU Solo wurde bereits vorkonfiguriert geliefert. Sie war bereits mit dem Portal verknüpft, ein Nutzerkonto angelegt. Insofern musste die Einheit lediglich angeschaltet werden, woraufhin das Display den Titel des letzten Streaming-Ereignisses anzeigt. Für eine Internetverbindung reicht es, ein Netzwerkkabel einzustecken. Sofern der Router die IP-Adresse automatisch vergibt (DHCP), sollte die Verbindung keine Probleme bereiten.
Als etwas knifflig erwies sich die Videozuspielung mit einer Panasonic Lumix DMC-GH4. Wie in einigen YouTube-Anleitungen beschrieben, ist das Modell etwas zickig mit seinem Micro-HDMI-Videoausgang. Hier muss zunächst das Gerät eingeschaltet werden, das angeschlossen werden soll – wie ein Monitor oder eben die LiveU Solo. Erst danach sollte das HDMI-Kabel der angeschalteten Kamera verbunden werden, damit sie tatsächlich ein Bild per HDMI ausgibt. Für die Bildauflösung der Kamera, im Menü unter „Einstellungen“ und „TV-Ausgang“ zu finden, sollte „Auto“ gewählt sein. Erhält die Solo kein Videosignal, zeigt das kleine OLED-Display in markantem Rot die Fehlermeldung „No Camera“.
Die Vorschau des Facebooks-Streams im LiveU-Portal klappte nicht. Das dafür vorgesehene Bildfeld blieb schwarz, darauf erschien der Hinweis, das Signal könne nicht eingebettet werden. Dem Streaming auf die Facebook-Seite tat dies jedoch keinen Abbruch. Für jedes Streaming-Ereignis bietet das LiveU-Portal einige weitere Einstellmöglichkeiten im Menü.
LiveU: zielgerichtetes Streaming
Neben den Grundangaben wie Titel, Beschreibung, Auflösung und Privatsphäre-Einstellungen lassen sich beispielsweise Tags und Personen angeben. Schließlich ist es der Sinn eines Live-Streams, ein größeres Publikum zu erreichen. Weitere Möglichkeiten kommen hinzu: Etwa die Angabe eines Standortes, die Möglichkeit, den Video-Stream einzubetten oder nicht oder die Angabe eines Sponsors. Für professionellere Anwender ist es sicherlich interessant, eine Zielgruppe zu bestimmen. Diese lässt sich beispielsweise durch Alter, Geschlecht, Sprache und Standort eingrenzen.
Live-Streaming: Qualität via DSL-Internet und Mobilfunknetz
Per Mausklick wird der Live-Stream gestartet und beendet. Am Gerät selbst lässt sich ein Stream per An-/Ausschalt-Knopf starten und beenden, sofern alle Voreinstellungen erledigt sind. Alles in Allem eine wirklich einfache Bedienung also, die auch unterwegs in Stresssituationen gelingen sollte.
Die Bildqualität ist natürlich zunächst von der Kamera und der Lichtsituation abhängig. Bei den Streaming-Selbstversuchen neigte der Autofokus der verwendeten Lumix GH4 leider dazu, auf den Hintergrund scharfzustellen. Mit der Folge, dass das Gesicht im Vordergrund etwas unscharf war und beim Streaming über die Mobilfunk-Sticks leichte Blockartefakte auftraten. Die Laubbäume dahinter, die im Fokus lagen, zeigten dagegen eine ordentliche Detailschärfe ohne Artefakte.
Die Bildqualität entsprach in einem Kurzversuch etwa der Qualität beim Streaming via DSL-Internet, schwankte aber je nach verfügbarer Bandbreite etwas. Allerdings trat per Mobilfunk ein deutlicher Bild-Ton-Versatz auf – vielleicht eine Momentaufnahme und der aktuellen Netzauslastung geschuldet. Mit korrekt justiertem Autofokus und ausreichender Beleuchtung sollte die Qualität insgesamt deutlich besser sein als die eines Smartphones. Vor allem ermöglicht es die LiveU Solo, eine professionelle Kamera und ein anständiges Mikrofon zu verwenden.
Fazit
Die LiveU-Solo ist eine wirklich sehr einfach zu bedienende Streaming-Lösung für professionelle Anwender oder auch sogenannte Prosumer. Erzielt ein Webportal Einnahmen und ist Live-Streaming Teil des Konzeptes, bedeutet die Solo sicher eine praktische Wahl für die Betreiber. Sie kostet 1.350 Euro Listenpreis netto, hinzukommen 400 Euro netto im Jahr für das LiveU-Portal und natürlich die Mobilfunkverträge samt der LTE-Mobilfunk-Sticks. Dafür bekommen die Anwender, seien es Blogger, Videojournalisten oder Webportal-Betreiber, eine zuverlässige Lösung, die mit Kanalbündelung und einer per HDMI oder 3G-SDI anschließbaren Profi- oder Prosumer-Kamera eine professionelle Qualität liefern kann.
6 Kommentare
Hallo Jan,
ja, das wäre sicher eine gangbare Möglichkeit. Danke nochmals!
Paul
Also, das geht natürlich ganz einfach, indem man weitere CDN-Dienste nutzt. Die lassen sich ja im LiveU-Portal als Ziel auswählen: Wie die Wowza Cloud https://www.wowza.com/products/streaming-cloud wäre hier vom Preispunkt vor allem interessant. Da lassen sich RTMP-Streams wie von der LiveU Solo an mehrere Ziele weiterverteilen.
Hallo Jan,
danke für’s Nachforschen. Und schade, dass es so ist.
Gruß, Paul
Hallo, das hatte ich richtig in Erinnerung – die LiveU Solo streamt nur zu einem Ziel gleichzeitig. Von Netorium/LiveU habe ich noch den Tipp bekommen, dass sich die Streams dann beispielsweise via https://switchboard.live/ verteilen ließen.
Die teureren LiveU-Lösungen arbeiten ja mit einem Server; damit sollten sich mehrere Zieladressen gleichzeitig beschicken lassen.
Hallo Paul,
danke für Deine Nachfrage! Ich meine, dass die LiveU Solo jeweils nur ein Ziel beliefern kann. Das ist jetzt aber schon ein paar Monate her ich frage gerne noch mal beim Hersteller nach. Gruß Jan
Hallo Jan,
vielen Dank für den Artikel. Noch eine Nachfrage: Ist es mit der Cloud-Lösung möglich mehrere Streaming-Ziele – also z.B. Facebook, Youtube und RTMP – gleichzeitig mit dem gleichen LIvestream zu beliefern?
Paul