Die Unterhaltungselektronik, auch Braune Ware genannt, steht bei der IFA 2017 in Berlin lange nicht mehr allein im Fokus. Mit der Haushaltselektronik (Weiße Ware) zog in den letzten Jahren zusehends das Thema Smart Home auf der Consumer Electronics Unlimited ein – wie die gute, alte Funkausstellung mittlerweile heißt. Ein Überblick über die aktuelle Braune Ware.
Der Mitveranstalter gfu (Gesellschaft für Unterhaltungselektronik) zog eine positive Bilanz der IFA 2017 (1. bis 6. September): 253.000 Besucher fanden sich auf dem Messegelände ein, 1.805 Aussteller buchten 159.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, gut 50 Prozent der Fachbesucher kamen aus dem Ausland. Auf der nach Angaben der gfu weltweit bedeutendsten Messe für Consumer und Home Electronics wurde ein Ordervolumen von 4,7 Milliarden Euro erteilt. Doch welche Produkte waren diesmal für potenzielle Käufer von Unterhaltungselektronik interessant?
Großformatiges auf der IFA 2017
Im TV-Bereich stand die diesjährige IFA ganz im Zeichen von QLED und OLED – anorganische Nanopartikel versus selbstleuchtender organischer Zellen. Während die Fronten zunächst mehr oder weniger klar aufgeteilt schienen – Samsung setzt ganz auf QLED, Panasonic bei seinen Spitzenmodellen auf OLED, Sony rückt bei seinen Top-Modellen ebenfalls OLED in den Mittelpunkt, LG bietet sowohl OLED wie TV-Geräte mit einer Nanopartikel-Technik, die sich von QLED unterscheiden soll – überraschte beispielsweise Philips alias TP Vision mit der Ankündigung, ebenfalls eine QLED-Serie bringen zu wollen. Hier werden in Kürze mehr Details folgen.
HDR10+: Samsung kooperiert mit Amazon, Fox und Panasonic
Kaum ist mit High Dynamic Range eine neue Bildverbesserung in Sicht, kursieren bereits zahlreiche Formate wie HDR10, HLG oder Dolby Vision. Im Detail geht es um die Farb- und Helligkeitsübertragung von Videosignalen. Jedenfalls versuchen diese Techniken, ein in der TV-Produktion verbessertes Signal über den Übertragungskanal zum Zuschauer nach Hause zu transportieren. Dabei verfolgen die Techniken verschiedene Methoden, damit Nicht-HDR-fähige TV-Geräte nach wie vor zumindest korrekte SDR-Bilder anzeigen können (also mit herkömmlichem Kontrastumfang, Standard Dynamic Range).
HLG ist vollständig abwärtskompatibel, es verzichtet auf zusätzliche Metdaten für die Darstellung des erweiterten Kontrasts. Dafür schöpft HLG den theoretisch möglichen HDR-Dynamik-Spielraum nicht komplett aus. Die Techniken HDR10 und vor allem Dolby Vision nutzen dagegen Metadaten, die einzig entsprechende HDR-TV-Geräte zur Wiedergabe des höheren Kontrast heranziehen können.
Während sich HDR10 (Blu-ray-Standard) mit statischen Metadaten begnügt (also über den gesamten Film konstant), setzt Dolby Vision auf dynamische Metadaten: Hier wird buchstäblich jede Szene einzeln ins rechte Licht gerückt. Da Dolby Lizenzgebühren verlangt – das gesamte Dolby-Geschäftsmodell basiert schließlich darauf -, Samsung aber im harten Preis-Wettbewerb seine Produkte nicht verteuern möchte, entwickelteten die Koreaner kurzerhand eine eigene dynamische HDR-Technologie: HDR10+.
Videointerview mit Sang-Won Byun, Head of Smart-TV & Technical Marketing bei Samsung Electronics
Samsung möchte HDR10+ ab Anfang 2018 lizenzfrei anbieten und hat dafür bereits namhafte Partner gewonnen: Amazon Video ist ebenso an Bord wie das Major-Filmstudio 20th Century Fox. Auch Panasonic hat bereits angekündigt, HDR10+ in seine Geräte zu integrieren. Der notwendige Produktionsworkflow für HDR10+ soll ebenso feststehen – ein natürlich ebenfalls notwendiges Glied in der Kette. Dolby bietet für Dolby Vision-Postproduktionsbetriebe beispielsweise zertifizierte Studiomonitore – zu einem erklecklichen Preis.
BeoVision Eclipse – Kooperation von Bang & Olufsen und LG
Einen wahren Blickfang präsentierte die dänische Edelschmiede Bang & Olufsen mit dem OLED-TV BeoVision Eclipse. Während das 4K-OLED-Panel samt Web-OS-Betriebssystem von LG stammt, entwickelte Bang & Olufsen das Gehäusedesign und nicht zuletzt das Soundsystem. Dieses von B & O Sound Center genannte Audiosystem liefert drei Kanäle Links, Center und Rechts mit insgesamt 450 Watt Leistung. Internetradio und Streaming sind ebenfalls an Bord.
Das Design des OLED-TVs glänzt mit hochwertigen Materialien und Motorbodenstandbein. Das Modell lässt sich offenbar per Knopfdruck geräuschlos über den Boden fahren. Außerdem kann die Ausrichtung des Geräts an die Sitzposition angepasst werden. Für die Frontabdeckung kann der Kunde Aluminium oder eine Textilbespannung wählen. Gesteuert wird das gute Stück mit der Fernbedienung Beo Remote One. Der BeoVision Eclipse soll ab September verfügbar sein und kostet als 55-Zoll-Modell inklusive Wanhalterung, Textilbespannung und Fernbedienung 9.120 Euro, die 65-Zoll-Version wird für 12.820 Euro erhältlich sein.
Sony überrascht mit Kompaktkamera DSC-RX0
Kompaktkamera oder Actioncam? Sony präsentierte mit der DSC-RX0 eine sehr kompakte, aber auch stoß- und wasserfeste Foto- und Video-Kamera, die damit durchaus für actionreiche Anwendungen geeignet ist. Das Innenleben des 59,0 x 40,5 x 29,8 mm (B x H x T) messenden Modells ähnelt jedoch der etwas größeren Kompaktkamera Sony RX100 MK IV, wie Pressesprecher Gerrit Gericke im Videointerview verrät. Die RX0 ist mit einem 1-Zoll-Sensor ausgestattet, der eine effektive Auflösung von 15,3 Megapixel liefert. Die Kamera verfügt über ein 24-mm Weitwinkel-Objektiv von Zeiss mit einer Lichtstärke von F 1/4.
Natürlich zeicnet die RX0 auch Videos auf – bis zu einer 4K-Auflösung. Als Videoformat setzt Sony auf XAVC und AVCHD, als Speichermedien lassen sich sowohl MircroSD / SDHC / SDXC-Karten wie Memory Stick Micro verwenden. Dass Sony bei der Entwicklung der RX0 einen breiten und durchaus professionellen Anwendungsbreich im Blick hatte, verraten beispielsweise die Ultra-Slow-Motion-Fähigkeit der Kamera mit bis 1.000 Bilder pro Sekunde sowie die Möglichkeit, HDR-Videos mit Sony S-Log2 aufzuzeichnen. Auf der IBC war die DSC-RX0 dann auch in professionellen Anwendungs-Szenarien zu sehen – beispielsweise in diversen Rigs für VR-Aufnahmen.
TechniSat Sonata 1: Soundbar mit DVB-Receiver
Ein neue Produktkategorie zeigte der DVB-Empfangsspezialist TechniSat aus Daun mit der Sonata 1. Das Produkt verbindet eine Soundbar mit einer Set Top Box. Die Lautsprecher-Chassis liefert der Hi-Fi-Qualitätshersteller Elac aus Kiel, mit dem TechniSat bereits für verschiedene TV-Produkte zusammenarbeitete. Der Receiver-Teil empfängt digitales Sat-, Kabel- und Antennenfernsehen (DVB-T2), wobei jeder Tuner doppelt ausgeführt ist. Mit einer externen USB-Festplatte oder via Netzwerk – die Sonata 1 fungiert sowohl als DLNA-Client wie als Server – lassen sich TV-Sendungen aufzeichnen, wobei gleichzeitig ein beliebiges anderes Programm angeschaut werden kann. Für die verschlüsselten privaten Freenet-TV-Sender, die via DVB-T2 ausgestrahlt werden, ist ein Conax-CA-System eingebaut. Für weitere verschlüsselte Angebote wie HD+ bietet die Sonata 1 einen CI+-Steckplatz für passende Module. Die Sonata 1 soll noch zu Weihnachten auf den Markt kommen, der Preispunkt steht noch nicht genau fest.
IFA 2017 – smart und tragbar
Wearables sind meine Sache nicht, da ein klein wenig Datensparsamkeit nicht allzu verkehrt sein dürfte. Doch in diesen Bereich fallen letztlich auch tragbare Kopfhörer, die natürlich immer perfekter an den Gebrauch mit dem Smartphone angepasst werden. Sennheiser präsentierte auf IFA sein Ambeo Smart Headset, das der Schallwandlerspezialist bereits auf der CES ankündigte und das nun in Bälde zum Preis von 299 Euro verfügbar sein soll. Im Videointerview erläutert Sven Boetcher, Manager Portfolio Management bei Sennheiser Electronic, die Funktionen des Smart Headset.
Samsung zeigte auf der IFA 2017 drei neue Wearables, die smarten Uhren Gear Sport, Gear Fit 2 Pro sowie das True Wireless Headset Icon X 2018. Im Video stellt Philipp Schlegel, Produktmanager bei Samsung, die Produkte vor.
Die IFA-News und Interviews erweitere ich nach und nach – wie ich dazukomme.