Panasonic AG-CX10 – kompakter 4K-Profi-Camcorder

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Panasonic bewirbt den AG-CX10 als kleinsten und leichtesten 4K 50/60p-Camcorder der Branche. Neben der 4K- und natürlich der HD-Aufnahme auf SDHC/XC-Karten beherrscht das Modell auch das Live-Streaming via Netzwerk-Kabel sowie per WLAN. Grund genug, das Modell einmal genauer anzuschauen.

Seit April ist der kompakte professionelle Camcorder Panasonic AG-CX10 zu einem UVP von rund 2.300 Euro netto verfügbar. Panasonic verspricht nicht zuviel, was die Größe des Camcorders betrifft: Der AG-CX10 ist in der Tat äußerst handlich, das Gewicht von 900 Gramm belastet Filmer sicherlich auch bei längerem Shooting aus der Hand nicht übermäßig. Das Metallgehäuse macht dabei einen soliden und gut verarbeiteten Eindruck. Der Tragegriff ist abnehmbar, sodass sich der AG-CX10 auch hier noch einmal schrumpfen lässt – sofern die beiden XLR-Tonanschlüsse im Henkel nebst Vorverstärkern gerade nicht gebraucht werden. Das eingebaute Stereomikrofon befindet sich sinnvollerweise im Body der Kamera, sodass auch ohne Griff Aufnahmen mit Atmo gelingen.

Zwei professionelle XLR-Mikrofonanschlüsse befinden sich im abnehmbaren Tragegriff der AG-CX10

Überdies hat Panasonic ein Kameralicht an der Front des abnehmbaren Griffs untergebracht – hilfreich beispielsweise für Interviews bei schlechten Lichtbedingungen. Unter dem ausklappbaren und um 180 Grad drehbaren Display sitzen zwei SDHC/XC-Speicherkarten-Slots. Wird eine SDHC-Karte eingeschoben, erscheint auf dem berührungsempfindlichen 3,5-Zoll-Display sogleich der Hinweis, dass es sich nicht um eine SDXC-Karte handele. Denn nur mit diesen ab 64 GB fassenden „Extended Capacity“-Speicherkarten erlaubt der AG-CX10 4K-Aufnahmen, vorausgesetzt die Schreibgeschwindigkeit der Karte ist flott genug. Daneben bespielt der AG-CX10 übrigens auch hauseigene Micro-P2-Cards, die optisch SD-Karten ähneln, jedoch in Punkto Kontakt-Pins anders ausgestattet sind.

Der AG-CX10 speichert Videos in einer Vielzahl verschiedener Formate: Als MOV stehen für die UHD-Auflösung mit 3840 x 2160 sowohl H.265 /HEVC als auch H.264-Codecs zur Verfügung. Dabei gelingt etwa die Aufnahme mit Long GOP sowohl bei 4:2:2- als auch mit 4:2:0-Farbsampling. Dabei sind jeweils 10 Bit- sowie 8 Bit-Abtastung möglich. HD-Auflösungen speichert das handliche Modell wahlweise mit All-Intra oder Long GOP. Die Wahl des AVCHD-Formats ermöglicht Aufnahmen mit niedrigeren Datenraten bei 4:2:0-Farbabtastung.

Der Dual-SD-Kartenslot ermöglicht dabei sowohl die parallele Aufnahme auf zwei Karten, was dann einem Backup entspricht. Als zweite Variante lassen sich die Slots für eine durchgehende Aufnahme auf einer der beiden Karten nutzen sowie einem manuellen Aufnahmestart und -stopp auf der anderen Karte.

Zurück zu den 80ern

Anders als derzeit im Trend, ist der AG-CX10 weder mit APS-C, MFT- oder gar Vollformat-Sensoren bestückt. Nein, hier verrichtet ein kleiner 1 / 2,5-Zoll CMOS seinen Dienst. Für eine cineastische Bildästhetik mit geringer Schärfentiefe ist der AG-CX10 also nicht das Modell der Wahl, obgleich die Lichtstärke des Objektivs immerhin je nach Brennweite von F 1.8 bis 4.0 reicht. Das optische ND-Filter mit 1/4, 1/8 und 1/64 ND ermöglicht Aufnahmen mit offener Blende auch in heller Umgebung.

Das Objektiv deckt mit seinem 24-fachen optischen Zoom einen großen Brennweitenbereich ab, der auf das Kleinbild-Fotoformat bezogen von 25 mm bis 600 mm reicht. Von einem Weitwinkel bis zum großzügigen Tele ist das kompakte Modell also ausreichend gerüstet. Das Zoom lässt sich mittels digitaler Vergrößerung noch weiter verlängern. Ebenso ermöglichen ein optischer und elektronischer Bildstabilisator ruhige Aufnahmen auch aus der Hand.

Die AG-CX10 ist mit 3G-SDI und 4K-HDMI-AV-Anschlüssen bestückt

Live ins Web

Der eigentliche Zweck der Leihstellung war jedoch kein Bildqualitätsvergleich oder Ähnliches. Die eingebaute Live-Streaming-Funktion hatte mein Interesse geweckt. Für das Streaming lässt sich der AG-CX10 mittels Kabel (LAN) sowie per WLAN mit einem Ethernet verbinden. Für die Anbindung per LAN legt Panasonic gleich zwei Adapter bei: Ein Kabel adaptiert die kleine Buchse am Camcorder-Gehäuse auf einen regulären USB-A-Port, ein weiteres liefert schließlich die Verbindung von USB-A auf Cat bzw. RJ45.

Die Adapter für den Anschluss per LAN an ein Netzwerk liegen bei.

Die Verbindung per LAN gelingt damit weitgehend problemlos, alle Hinweise zu den nötigen Einstellungen finden sich in der Anleitung. Die IP-Adresse erhält der AG-CX10 wie etwa vom Smartphone gewohnt automatisch von einem DHCP-Server im Netzwerk, sofern er im Menü folgerichtig auf DHCP Client eingestellt wurde.

Ein Haken hierbei: Panasonic bietet die recht umfangreiche Steuerungsapp HC ROP für iOS- und Android Mobilgeräte. Diese verlangt allerdings nach einer Direktverbindung (Ad-hoc) zwischen Kamera und Mobildevice. Dafür muss die AG-CX10 jedoch als DHCP-Server konfiguriert werden und auch sonst sind einige andere Einstellungen vonnöten. Die Folge: Wird die AG-CX10 mit einem Netzwerk verbunden (Switch, Access Point) ist die Fernsteuerung mit der App HC ROP nicht möglich.

Doch zurück zum Live-Streaming: Für die Verbindung zu YouTube oder Facebook muss die Eingabe einer Streaming-URL sowie die einer Streaming ID erfolgen. Mittels des Touch-Screens und der darauf eingeblendeten Tastatur verlangt dies etwas Geduld. Ein Haken für den regelmäßigen Gebrauch ist dabei, dass beispielsweise sowohl YouTube als auch Facebook für jedes einzelne Streaming-Event auch eine neue Streaming ID vergeben.

Für jedes Live-Streaming-Event muss in Streaming-Geräten die passende ID hinterlegt werden.

Während die Streaming URLs bei beiden Diensten je nach angemeldetem Nutzer also unverändert bleiben, muss die längere ID-Zeichenfolge für jeden neuen Live-Stream mühsam auf dem Bildschirm eingetippt werden. Auch die von Panasonic angebotene Software Easy IP Connection für Windows hilft dabei nicht. Diese ermöglicht es, kompatible Panasonic-Kameras im Netzwerk zu verwalten und beispielsweise IP-Adressen zu vergeben, nicht aber die Streaming-URLs auf die Kamera zu kopieren. Beim Ausprobieren wollte die Software die AG-CX10 partout nicht erkennen. Ein Panasonic-Vertriebsspezialist versicherte jedoch, dass die Software üblicherweise mit dem Camcorder funktioniert.

Für das IP-Live-Streaming sowohl via LAN als auch WLAN erlaubt der AG-CX10 diverse Auflösungen, von 1920 x 1080 bis hinunter zu 320 x 180, wobei sich die Datenrate jeweils an die verfügbare Netzwerkverbindung anpassen lässt. So bietet die AG-CX10 etwa allein für 1080p25 die Datenraten 1Mbits, 6 Mbits und 14 Mbits an. Für die parallele Aufnahme auf SD-Karte ist dabei nur HD-Auflösung möglich.

Als kostenpflichtiges Upgrade lässt sich die AG-CX10 auch mit dem Newtek-Streaming-Protokoll NDI|HX nachrüsten. NDI|HX ermöglicht beispielsweise bei Mehrkamera-Produktionen einen effizienteren Workflow via Netzwerk. Clevere Kompressionsverfahren versprechen dabei eine geringe Latenz und bieten zudem diverse Steuerungsmöglichkeiten kompatibler Kameras oder Peripherie-Geräte. Neben dem direkten Streaming von der Kamera ins Web ist die AG-CX10 mit HDMI- und 3G-SDI-Anschlüssen gerüstet, die die Verbindung mit einem Bildmischer oder Hardware-Encoder ermöglichen. Dieser Workflow dürfte bei Mehrkamera-Streaming Setups für professionelle Anwendungen gebräuchlicher sein.

Fazit

Der kompakte Profi Camcorder AG-CX10 (UVP 2.300 Euro netto) ist gerade für seine Größe ein erstaunlich vielseitiges Modell. Als eher unauffällige Erscheinung ermöglicht er knackige Aufnahmen in UHD-oder FHD-Auflösung. 10-Bit-Abtastung und 4:2:2 Farbsampling sind in allen Auflösungen sowie mit 50 oder 60 Hertz möglich. Ohne jedes zusätzliches Gerät streamt der kompakte Henkelmann Events direkt auf Social-Media-Plattformen und andere Streaming-Ziele. Die Eingabe der längeren Streaming-IDs per Touch-Screen ist sicherlich etwas umständlich. Wer regelmäßig Live-Streams übertragen möchte, dürfte die AG-CX10 jedoch üblicherweise via 3G-SDI und HDMI mit einem Bildmischer oder Hardware-Encoder verbinden. Per kostenpflichtigem Upgrade lässt sich der 4K-Camcorder zudem mit dem Newtek NDI|HX-Protokoll nachrüsten, welches gerade bei Streaming-Produktionen sehr beliebt ist.

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Autor

Recording, Musikproduktion und Schlagzeug zählen ebenso zu meinen Interessen wie Medientechnik und Broadcast. Nach Stationen bei Tonstudio Zuckerfabrik, R&P Showtechnik & Veranstaltungsservice, SWR, WDR und Axel Springer arbeite ich als freiberuflicher Technikjournalist und Medieningenieur. Dabei biete ich Fachartikel, Produktbeschreibungen und Content-Marketing für Verlage und Unternehmen.

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